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Ein grundlegendes Werk

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Das vorliegende Buch ist seit Michael Witt-manns 1940 erschienener Darstellung und Kritik der modernen Wertethik das erste größere katholische Werk über die Grundfragen der Wertphilosophie im allgemeinen und der Wertethik im besonderen. Während aber Wittmanns Ziel vor allem eine historisch-kritische Untersuchung ist, erstrebt Professor Gutwenger eine selbständige Bewältigung der Hauptprobleme der allgemeinen Wertphilosophie und der Wertethik.

Im Einleitungskapitel gibt der Verfasser eine vorbildlich klare Darstellung der wertphilosophischen Entwicklung von Kant und Lotze bis zur Gegenwart. Daran schließt sich die Untersuchung und Sicherung der erkenntnistheoretischen Voraussetzungen aller weiteren Analysen und Erörterungen. Diese knappe Ableitung einer realistischen Erkenntnislehre aus den Bewußtseinsgegebenheiten verdient um ihrer Eigenständigkeit und Geschlossenheit willen besondere Beachtung und Würdigung. Nach eingehender Behandlung der Grundbegriffe der Wertphilosophie kommt der Verfasser zur Definition des Objektwertes als vervollkommnender Kausalität. Er lehnte es wie William Stern ab, die Werte zu substantialisieren, und vertritt ihren Beziehungscharakter. Wertphilosophie ist ihm ein Teil der Seinsphilosophie, und er wendet sich mit treffender Kritik gegen die Annahme einer „schwebenden“ Wertordnung. Alle Werte münden ihm in eine letzte und endgültige Bezogenheit zum Primum Esse. Um die Erkenntnis dieser letzten Bezüge sicherzustellen, unterzieht der Verfasser die wahrscheinlichkeitstheoretischen Voraussetzungen moderner akausalistischer Erörterungen einer eingehenden Kritik. Er stellt hierbei fest, daß die subatomaren Partikel nur indeterminiert quoad nos sind, woraus nicht folgt, daß sie es auch quoad se sind. Wir würden hinzufügen, quoad se bleibt die Angelegenheit für uns offen, sind aber auch der Meinung, daß Zielgerichtetheit auch in diesem Bereich sich als einzige Erklärungsmöglichkeit der Phänomene ergibt.

Das Heranziehen des Primum Esse als letzten Bezug alles Wertens werden nur Dogmatiker der prinzipiellen Ablehnung aller Metaphysik dem Verfasser zum Vorwurf machen. Als Wunsch sei hier angemerkt, daß eine wenn auch knappe Behandlung des Theodizeeproblems im engeren Sinn manche heute besonders lebendige Einwürfe gegen alle letzte Sinnbezogenheit beheben oder doch mindestens auflockern könnte.

Die Behandlung der Wertethik selbst ist bei aller Knappheit klar, sicher und in die Tiefe gehend. Die Meisterung der Aporie von menschlicher Entscheidungsfreiheit und göttlicher Allwissenheit ist der Höhepunkt des Werkes, das das Interesse nicht nur der Fachkreise, sondern aller Philosophierenden verdient und das eine wertvolle Basis der Weiterführung wertphilosophischer Forschung darstellt, die seit über einem Jahrzehnt fast zum Stillstand gekommen zu sein scheint.

Verewigte Gefährten. Von Viktor Geramb. Verlag Josef Kienreich, Graz.

Von achtzehn Gefährten auf seinem Lebenswege auf den 150 Seiten seines Buches erzählt der Verfasser, sieht man etwa ab von Peter Rosegger und Ludwig Thoma, so sind es keine weitbekannten, hochberühmten Namen, welche die Titel der Lebensbilder dieses Buches schmücken. Mancher ist noch darunter, der einmal in vieler Munde war, wie der Ottokar Kernstocks oder Konrad Mauth-ners; die Namen einzelner Gelehrter hält heute noch die wissenschaftliche Literatur fest. Aber die Mehrzahl ist von der großen Menge halb oder ganz vergessen. Und nun steigen die Gestalten, von dem zarten Griffel Gerambs gezeichnet, in lebensvollen Charakterbildnissen vor uns auf und werden uns selbst Gefährten, denn es waren Menschen, die jeder in seinem Kreise Licht und Wärme zu spenden vermochten. Da ist zum Beispiel der Dichterarzt Dr. Kloepfer aus dem weststeirischen Kohlenrevier, der gütige Volksmann, der seinen Stolz in der unterschiedslosen Zuneigung aus allen Ständen, auch der rauhen Gesellen aus den Kohlenschächten findet; dann wieder der Bahnbrecher der Volkskunde in Steiermark, Professor Meringer, bahnbrechend auch für den wissenschaftlichen Rang seiner neuerstehenden Disziplin; oder der Pfarrer Anton Meixner, diese leider ohne Nachfolge gebliebenen Meister der Wegmalkunde. Nicht Biographien werden den Gefährten gewidmet, ihr geistiges Antlitz blickt aus der schönen Reihe gemütvoller Skizzen. Jede Persönlichkeit ist ein Typus für sich, liebreich in verklärter Erinnerung von Geramb erhellt, wie ein Gemälde von dem sanften Schimmer einer Lampe.

Dr. Friedrich F u n d e r

Wie sag' ich's meinem Manne? Gespräch zwischen Ehegatten über den Mann in der Ehe. Von Hans und Hedwig Moritz. Verlag A. Braumüller, Wien. 160 Seiten.

Es handelt sich bei dem vorliegendem Buch um Gespräche zwischen Mann und Frau in der Ehe, über die Stellung von Mann und Frau zueinander, über Emanzipation und Frauenfrage, über außerhäusliche Erwerbsarbeit und Mutterschaft, über Mannes- und Vaterpflichten, die zum Tiefsten und Besten gehören, was darüber in den letzten Jahren geschrieben worden ist. Das will etwas heißen, denn es ist viel, allzuviel geschrieben worden. Das ganze ist getragen von einer tiefen und echt katholischen Eheauffassung, die nichts verschweigt und zu vertuschen sucht, was ein Geschlecht dem anderen vorzuwerfen vermag, dennoch aber immer wieder zur Einheit findet, zur Einheit in dem, worauf jede echte Ehe gegründet sein muß.

Das Buch schließt mit einem Lebensbild von Frithjof Nansen. Man könnte fragen, in welchem Zusammenhang dieses mit den vorangehenden lebendigen Dialogen und dem Briefwechsel der Ehegatten steht, der an die letzten Probleme der Ehe rührt. Doch wird dies bald offenbar: Das Lebensbild will zeigen, wie die ungeheure Kraft und Energie eines der männlichsten Männer aus einer noch größeren Kraftquelle gespeist wird: Aus einer echten Gottes- und Menschenliebe, die das Fundament jeder Moral ist, in der „das ganze Gesetz beschlossen ist“. Es ist ein unscheinbares Büchlein, aber reich und schwer an Inhalt.

Univ.-Prof. DDDr. A. Niedermeyer

Johanna von Bismarck. Von Joachim von Kuerenberg. Athenäum-Verlag, Bonn. 310 Seifen.

Schon Erich Mareks und Heinrich von Srbik haben auf die entscheidende Rolle Johanna von Putkamers, die Bismarcks Gattin und treue Weggefährtin durch Jahrzehnte wurde, hingewiesen. In der historischen Forschung wurde die Bedeutung dieser Frau bisher oft übersehen. Deshalb ist es ein großes Verdienst des Verfassers, auf einer breiten Quellengrundlage eine Biographie dieser Frau geschrieben zu haben. Der alte Spruch, daß Gegensätze sich anziehen, bewahrheitete sich auch in Bismarcks Leben: denn Johanna von Putkamer, dieses pommersche Edelfräulein aus dem streng pietistischen Kreis des norddeutschen Protestantismus, hat Bismarck in entscheidenden Stunden seines Lebens zum Väterglauben und damit auch zu einem geordneten Leben zurückgeführt. Ihr Einfluß auf den Staatsmann Bismarck war bis zu ihrem Lebensende kein politischer, denn die Politik blieb ihr eigentlich eine hassenswerte Beschäftigung. Aber sie teilte Leid und Freuden an der Seite ihres berühmten Gatten und sie konnte so wie er hassen und lieben, sobald die historischen Ereignisse Bismarck auf die Bühne der Geschichte beriefen. Der Kunst des Verfassers, der sich schon durch seine Biographie Wilhelms II. auszeichnete, gelang es, ein schönes und fatbensattes Zeitgemälde zu erstellen.

Dr. Ludwig JedIicka

Prosa III. Von Hugo von Hofmannsthal. Herausgegeben von Herbert Steiner. S. Sicher-Verlag. 522 Seiten.

Die aus den Jahren 1910 bis 1920 stammenden Prosaarbeiten des 35- bis 45jährigen standen früher in den „Prosaischen Schriften“, später dann in den „Reden und Aufsätzen“ der ausgewählten Werke und in „Berührung der Sphären“, einige werden hier überhaupt zum erstenmal in Buchform vorgelegt. Heben wir von den letzteren zwei Essays von ungeminderter Aktualität hervor: „Zur Krisis des Burgtheaters“ und „Die Bedeutung unseres Kunstgewerbes für den Wiederaufbau“ (1918 und 1919). Vollständig abgedruckt ist auch das Volksbuch vom Prinzen Eugen und der von Hofmannsthal verfaßte (zumindest redigierte) Prospekt der 26 Bändchen umfassenden „Oesterreichischen Bibliothek“, die während des Krieges im Insel-Verlag erschien. Damit sind wir am schwachen Punkt dieser Sammlung angelangt. Wohl gehen die patriotischen Beiträge aus „von einem hohen Begriff der Nation und deuten hin auf einen ebensolchen von Europa“, aber man liest sie nach dem zweiten Weltkrieg mit gemischten Gefühlen, und nur eine Gesamtausgabe, wie die vorliegende, rechtfertigt das Wiedererscheinen. — Daneben stehen dann jene großen Beispiele magischer und beziehungsreicher Prosa, deren Meister Hofmannsthal war: „Augenblicke in Griechenland“, „Shakespeare und wir“ und die Aufzeichnungen zu Reden in Skandinavien. Oder jene hymnischen Würdigungen einzelner bedeutender Zeitgenossen, unter deren rhetorischer Wucht das Objekt zuweilen fast hinschwindet (Wilhelm Diltehy, Alfred von Berger, Robert Lieben, Rudolf Borchardt u. a.).

Dr. Helmut A. Fiechtner

. Mary. Roman von Jan de H a r t o g. Rohrer-Verlag, Wien—Innsbruck—Wiesbaden. 277 Seiten.

Ein holländischer Kutter wird im Krieg in einen britischen Geleitzug eingereiht; ein junger Offizier — fesch, bubenhaft und voll falscher Ideale — soll das Schiff kommandieren. Aber die Mannschaft, der Kapitän an ihrer Spitze, ignoriert das Greenhorn, schweigt es tot. Und, in der Tat, er versagt auf Schritt und Tritt und kommt, wiederum nur infolge seines Versagens, bei einem Flugzeugüberfall, ums Leben. Und die Mannschaft schreibt seiner Frau, daß er als Held gefallen sei. Die Lüge überlebt den Toten

Dies ungefähr — und etwas mehr — ist die Geschichte eines prächtigen Romans, der einen Krieg darstellt, in dem es kein Heldentum, sondern nur um das Ueberstehen ohne Phrasen geht; und der nachweisen will, daß es keinen Krieg gäbe, wenn man sich nicht falsche Vorstellungen von ihm machte. Nun, das klingt vielleicht nicht sehr neuartig. Aber in der einfachen, gewissermaßen rechtwinkeligen Sprache Hartogs klingt es wie nie gehört; der Held — nein, nicht der Held, der Erzähler der Geschichte — eben jener holländische Kapitän — erfährt diese Dinge in subjektiver Erschütterung und dem Autor gelingt es, sie auf den Leser zu übertragen. (Was dann eben „die Kunst“ ist.) — Konventioneller Umschlag.

Dr. Jörg M a u t h e

Liturgischer Sprachführer zur heiligen Messe. Von Dr. Joseph Dey. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster-Westfalen 1952.

Im Zuge, der neuen liturgischen Bewegung will dieser Sprachführer dem, der des Lateins nicht kundig ist, behilflich sein, die Worte der gebräuchlichsten liturgischen Gebete zu verstehen. Eine ausgezeichnete Einleitung enthält eine kurze Einführung, in der das Wichtigste über die Eigenart der lateinischen Sprache gesagt wird. Dann folgt das Wörterbuch, in dem eine beachtliche Anzahl lateinischer Wörter mit der deutschen Uebersetzung durch entsprechende Beispiele erläutert wird, und zwar nicht rein philologisch, sondern genau auf den liturgischen Zweck abgestimmt.

Es ist vor allem ein Buch für Anfänger, in dem nur eine Auswahl von Wörtern berücksichtigt werden konnte; diese sind dem „Ordinarium“, den Präfationen, Orationen, Sekreten und Postkommunionen der Sonntage, ferner einigen Gesängen und den Psalmen 50 und 129 entnommen. Die Auswahl ist vorbildlich und die Methode des Erklärens besonders geeignet, den „ineipientes“ das erste Verstehen zu ermöglichen; die „Fortgeschrittenen“ aber werden das Buch mit noch größerem Nutzen gebrauchen.

Dr. Nico Greitemann

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