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Österreichs Beitrag zum Holland-Festival

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Selten wurde in den Niederlanden eine ausländische Theatervorstellung von Publikum und Presse so enthusiastisch gewürdigt, wie das Gastspiel des Wiener Burgtheaters beim diesjährigen Holland-Festival, mit Hermann Bahrs „Das Konzert“.

Es war das dritte Gastspiel der Burg bei diesen nach dem Kriege erst geschaffenen frühsommerlichen Festspielen; wie immer, wurden in Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und einigen Provinzstädten insgesamt neun Vorstellungen gegeben, und es- war die bisher erfolgreichste Tournee. „Köstliches Wiener Theaterfest“, „Burgtheater brachte Höhepunkt des Holland-Festivals“ und so ähnlich lauteten die Schlagzeilen der Presse.

Königin Juliane wohnte mit den beiden ältesten Prinzessinnen, die vor kurzem das Burgtheater in Wien aus Zeitmangel nur von außen besichtigen konnten, einer Vorstellung in Den Haag bei. Die wichtigsten Rollenträger wurden in der Pause der königlichen Familie vorgestellt. Das Publikum geriet bei den Aufführungen förmlich von einem Entzücken in das andere. Ihr Berichterstatter hatte die gleiche Vorstellung vor zwei Jahren in Wien gesehen und mußte feststellen, daß die Resonanz beim Publikum im Burgtheater damals weit schwächer war als diesmal in Amsterdam und in Den Haag. Vielleicht trug das etwas stärkere Chargieren der Rollen durch

Attila Hörbiger, Josef Meinrad, Hermann Thimig und Inge Konradi, die dem Konversationslustspiel kräftigere Nuancen aufsetzten und dadurch das Verständnis des fremdsprachigen Publikums durch das visuelle Erlebnis entsprechend unterstützten, zum großen Erfolg bei.

Die Vorstellungen des Burgtheaters bildeten nicht nur neben jenen des Theatre National Populaire den Höhepunkt des Festivals, sondern es waren alle neun Vorstellungen auch glänzend besucht, ja selbst auf dem diesbezüglich schwierigen Boden Rotterdams ausverkauft, wo Jean Villar mit seinem TNP vor einem halbleeren Saal spielen mußte.

Schnitzler, Hofmannsthal und Bahr, der Kreis schließt sich. Das niederländische Publikum weiß nun über die stille Wehmut, das zarte Lächeln, aber auch die bittere Gesellschaftskritik des literarischen Wiens aus den letzten Jahrzehnten der Monarchie Bescheid. Zu wenig weiß es jedoch um Oesterreichs größten Klassiker, dem „Dichter der letzten Dinge“, wie Professor Schreyvogl Grillparzer in seinem so interessanten Vortrag, anfangs dieses Jahres in Amsterdam, nannte. Das Burgtheater hat sich ja in letzter Zeit gerade die Pflege der Werke Grillparzers zur Aufgabe gemacht; es möge diese Aufgabe nicht nur auf Oesterreich beschränken,

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