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Licht und Schatten

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Mit einem" seltenen kulturellen Großeinsatz wurden die in der zweiten Junihälfte in Amsterdam, Rotterdam und Den Haag organisierten Österreich- W ochen ausgestattet und teilweise mit dem zur gleichen Zeit alljährlich stattfindenden Holland-Festival koordiniert.

Zwei Kunstausstellungen, eine der Galerie nächst St. Stephan mit gegenwärtigen Malern und Bildhauern und eine der Albertina unter dem Titel „Vom Barock bis Biedermeier“ wurden in Amsterdam in der Galerie Sothmann beziehungsweise im Museum Boymans-van Beuningen in Rotterdam gezeigt und fanden großes Interesse. Monsignore Professor Mauer, der Leiter der Wiener Galerie, und Direktor Dr. Koschatzky von der Albertina hielten anläßlich der Eröffnung ihrer Ausstellungen ausgezeichnete Einführungsvorträge.

Weitere Vorträge von Präsident Gen.- Direktor Dr. Mayer-Gunthof, Professor Dr. Günther Hamann und Professor Doktor Georg Wagner richteten sich in Amsterdam an die akademischen Kreise, um auch diese in die Österreich-Wochen einzubeziehen.

Der Wiener Männergesangsverein gab eine Reihe von Konzerten, die viel Beifall fanden. Ein Höhepunkt war die Deutsche Messe von Schubert, gesungen in der Utrechter Kathedrale, wobei Kardinal Alfrink die Messe zelebrierte und den Chor nachher festlich bewirtete.

Die Fohnsdorfer Bergknappenkapelle und die Lienzer Trachtenkapelle zogen von Stadt zu Stadt und warben für ihre Heimat in ihren farbenprächtigen Trachten.

Leider sorgte gerade das Wiener Burgtheater durch die Wahl von Nestroys „Einen Jux will er sich machen“, trotz der Standardbesetzung mit Meinrad, Kon- radi und Eybner, für zahlreiche unfreundliche Kritiken. Eine sehr verbreitete hiesige Wochenzeitschrift „Elseviers Week- blad“ möge als eine Stimme für viele hier zitiert werden: „Das Burgtheater zeigte die soundsovielte veraltete Volksposse von Nestroy. Man möchte das berühmte Burgtheater nun endlich einmal mit etwas anderem sehen, einem Grillparzer etwa. Es ist mehr als chade, daß die Wiener ihre herrlichen Schauspieler nicht endlich in einem passenden Stück sehen lassen.“ Ihr Berichterstatter hat hier bei einigen vorhergehenden Gastspielen des Burgtheaters anläßlich des Holland-Festivals wiederholt schon die kritischen Stimmen der Holländer zitiert, die sich hierüber von Mal zu Mal mehr beschwerten, daß das Burgtheater (im-ner nur als Amüsierbühne mit ziemlich gehaltlosen Stücken nach Holland kam. Es ist nach diesem letzten Gastspiel zu befürchten, daß nun einmal ein Theater aus der deutschen Bundesrepublik zum Holland-Festival eingeladen werden wird, um den Niederländern jene Theaterkost vorzusetzen, nach der sie verlangen, nämlich Klassikeraufführungen oder moderne realistische Stücke.

Die literarische Matinee des Burgtheaters am Sonntagvormittag, bei der Schauspieler des Institutes aus Werken österreichischer Dichter vortrugen, war hingegen von großem Erfolg begleitet. Hier kam endlich Grillparzer zu Wort, Hof-

mannsthal, Wildgans, Rilke, aber auch Waggerl und Weinheber.

Höchster Glanz und Erfolg wurde jedoch den zwei Konzerten der Wiener Philharmoniker unter Herbert von Karajan beschieden, die zugleich einen triumphalen Abschluß der Österreich-Wochen bildeten. In Den Haag wurden Don Juan von Richard Strauss, Schuberts Unvollendete und Beethovens VII. Symphonie und in Amsterdam Mozarts Symphonie in g, K. V. 550, und Bruckners VII. Symphonie in wahrhaft vollendeter Wiedergabe gespielt. Publikumsbeifall und ganz unholländische, enthusiastische Zeitungskritiken, übertrafen das Echo der vorjährigen Karajan-Konzerte mit den Berliner Philharmonikern hier beträchtlich-. Ein Erfolg, der gerade in diesem Zeitpunkt dem Dirigenten weit über den aktuellen Anlaß hinaus zu denken geben mag.

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