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Entwicklung und mehr Sicherheit

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Man kann heute, anders als etwa in Prag, kaum Uniformierten . im Zentrum der bulgarischen Hauptstadt Sofia begegnen. Nach dem Sturz des Kommunismus sind Armeeuniformen „unmodern" geworden in diesem einst dogamtischen kommunistischen Land.

Die heutige bulgarische Armee besteht aus rund 103.000 Mann, 37 Prozent sind Berufssoldaten. Der Militärdienst dauert 18 Monate, ein Alternativdienst in einer Dauer von mindestens drei Jahren ist möglich. Die politische Führung Bulgariens hat sich zum Ziel gesetzt, eine starke, effektive und gut bewaffnete Armee mit 90.000 Mann aufzubauen. Die Reform verläuft in zwei Etappen und soll

bis zum Jahr 2000 beendet sein. Am Ende dieses Zeitraumes rechnet man mit dem Beginn des Prozesses der Überrüstung.

Ähnlich wie in anderen postkommunistischen Ländern gibt es auch in Bulgarien eine heftige Debatte über die Möglichkeit eines Beitrittes zur NATO. Allerdings haben in diesem Land mit traditionellen Sympathien für Rußland die Befürworter einer NATO-Mitgliedschaft keine solche Unterstützung in der Bevölkerung wie beispielsweise in Polen oder in der Tschechischen Republik (dazu ein Interview auf Seite 9 mit dem Leiter der Kanzlei des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel, Ivan Medek).

In der Frage der NATO-Integration des Landes ist auch die regierende sozialistische, früher kommunistishe, Partei gespalten. Vor allem junge Leute gehören zu den Anhängern einer totalen Westintegration. Zu den Sympathisanten des in Sofia sogenannten „Atlantismus" in der Sozialistischen Partei gehört zum Beispiel

der Vorsitzende der Parlamentskommission für Außenpolitik, Nikolai Ka-mov. Für die Integration macht sich auch Präsident Schelju Schelew stark, der aber kein Mitglied der Sozialistischen Partei ist. Andere Politiker verweisen in dieser Frage auf die Haltung Bußlands, die beachtet werden müsse. Die Stellvertreterin des bulgarischen Außenministers, Irina Boko-va, verwies erst unlängst auf das „Interesse" Bulgariens an einer Integration in die „euro-atlantischen Strukturen"; das bedeute eine sehr aktive Mitarbeit mit der Europäischen Union, aber auch mit der NATO. Priorität hat aber alles, was mit einer EU-Integration zu tun hat.

Bokova betonte weiters, daß Bulgarien mit der Mitgliedschaft in westlichen Organisationen zwei Ziele verfolge: die Erhöhung des Lebensstandards und eine größere Sicherheit; dabei, so Bokova, müsse auch Rußland Teilnehmer eines Dialogs zur Schaffung neuer Sicherheitsmodelle für Europa sein.

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