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Moderne Dramatiker

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PANORAMA DES ZEITGENÖSSISCHEN THEATERS. Füntzif literarische Porträts. Von Ma

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PANORAMA DES ZEITGENÖSSISCHEN THEATERS. Füntzif literarische Porträts. Von Ma

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rianne Kestine (Piper-Paperback). Verlas .80 DM.

Die moderne Dramatik ist so vielgestaltig, daß gewiß jedem Freund der Sprechbühne eine gute Orientierung über die einzelnen Autoren und ihre Werke willkommen ist. Marianne Kesting fügt den bereits vorhandenen Büchern dieser Art nun ein neues hinzu. Eine Reihe kritischer Essays porträtiert die repräsentativen Vertreter des modernen Dramas. (Das Wort „Theater“ im Titel des Buches ist zu ungenau.) Wie die Verfasserin betont, erheben diese Aufsätze keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern sind dazu bestimmt, „andere Meinungen zu provozieren“ und eine Diskussion auszulösen — ein für die heutige Kritik bezeichnender Vorbehalt.

In der Einleitung werden die „Voraussetzungen“ des modernen Dramas untersucht, das „Mißverständnis“ zwischen dem Publikum und dem Werk, das sich bei gewissen Stücken auffallend zeig.. Publikum und Werk sprechen nicht mehr dieselbe Sprache, eine Kluft hat sich aufgetan, die nicht überbrückbar erscheint, die Menschen im Zuschauerraum können sich nicht mehr identifizieren mit dem, was auf der Bühne geschieht. Wie die Autorin ausführt, ist eine der Ursachen dafür die Ablösung des modernen Dramas vom Realismus, die allerdings schon vor mehr als einem halben Jahrhundert begann. Es entwickelte sich eine „Dramaturgie der inneren Sicht“, die eigentliche „Revolutionierung der Dramenstruktur“. Mit manchen Werken Ibsens, mit Strindberg, Maeterlinck, Tschechow setzt die Wandlung ein. Damit wandelten sich auch die dramaturgischen Mittel, die Darstellung des inneren Lebens tritt immer mehr auf Kosten der äußeren Handlung der „Fabel“ hervor, vielschichtige und verwickelte Reflexionsvorgänge bilden das eigentliche Geschehen. Die Sprache löst sich von der des Alltags ab, die Elemente des Parabolischen, des Abstrakten überwiegen. All diese Erscheinungen

R. Piper & Co., München. 264 Seiten. Prel

werden durch die besondere Problematik des Menschen von heute bestimmt.

An der gewiß verständnisvollen Einführung vermißt man allerdings die nötige kritische Beurteilung, den Hinweis auf die künstlerischen Gefahren der Entwicklung: den drohenden Rückfall in primitive Formen bloßer Allegorik, die Hypertrophie des Abstrakten, die Einkapselung in eine snobistische Esoterik. Die Abwehr des Publikums kommt ja nicht immer aus dem Mangel an Verständnis, sondern hat häufig ihre guten Gründe, die man nicht einfach abtun kann und die eine kritische Darstellung wohl einbeziehen muß.

Die Reihe der Dramatikerporträts beginnt mit dem Franzosen Alfred Jarry, dessen Stück „Ubu Roi“ mit seinen Elementen des Absurden und

Grotesken bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts eine bestimmte Richtung der modernen Dramatik vorwegnahm.

Die einzelnen Essays sind unterschiedlich an Ausmaß und literarischer Qualität. Manche Autoren scheinen überschätzt, andere werden etwas stiefmütterlich behandelt, doch finden sich viele gute Beobachtungen und nützliche Hinweise. Alle Essays wurden durch knappe biographische und bibliographische Daten eingeleitet und erhielten als Titel Charakteristiken der betreffenden Autoren, welche insgesamt eine Art Übersicht der Hauptströmungen moderner Dramatik bilden. Gute Bildtafeln zeigen die Photos der behandelten Dichter.

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