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„Der veruntreute Himmel”

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Die Handlung: Im Hause des österreichischen Gutsbesitzers Leopold Argan lebt in reinstem seelischem Gleichklang mit dessen Familie der Verfasser. Über dem heiteren Glück der musischausgeglichenen Menschen fühlt man das Walten eines dunklen Fatums: der Sohn wird von einem jähen Unfall gefällt, die Tochter verfällt einem schweren Siechtum, den Vater bringt der politische Umsturz des Jahres 1938 in die Haft. In das Schicksal dieser Familie, das sich erst in später Stunde wieder zum Besseren wendet1, ist das Leben der Magd Teta eingebettet. Sie hat für einen Neffen, ohne ihm Zuneigung ent- gegenzübringen die Lasten der Heranbildung zum Priester getragen, um sich durch seine späteren Gebete in den Himmel einzukaufen. Dieser Himmel nun wird ihr veruntreut. Denn der Neffe erweist sich als gerissener Schwindler, der, längst dem Studium entwichen, durch immer neue Anforderungen die Tante schröpft, bis er schließlich in einem verwegenen Gaunerstreich mitteilt, er habe die Pfarre des Heimatdorfes übernommen und die Tante zu sich bittet. Der Betrug kommt ans Tageslicht und alle Hoffnungen Tetas brechen nieder. In Furcht, es könnte sie eine geistige Mitschuld daran treffen, will sich Teta die Buße einer Pilgerfahrt nach Rom auferlegen. Wie sich durch einen mitfahrenden jungen Priester ihre Läuterung entwickelt, wie die vorerst enttäuschend bequeme Reise für die leidende alte Frau doch zur büßerischen Pein wird, wie sie endlich in der Papstaudienz von ihrem Leiden überwältigt niederstürzt und in Versöhnung hinscheide: — das alles ist das Werk eines großen Menschenkenners und Dichters. Der Verfasser und jener Kaplan treffen sich schließlich im Exil. Aus einem der tieflotenden Gespräche der beiden Männer seien einige hervorleuchtende Sätze angeführt: „Sie wissen (sagt der Autor), daß ich extra muros stehe. Sie werden aber auch aus unseren Gesprächen erkannt haben, daß ich jedem Glauben, vor allem aber dem katholischen, mit größter Liebe und Verehrung zuneige. Ich verabscheue unsagbar den allgemeinen Geisteszustand unserer modernen Welt, jenen religiösen Nihilismus, der als Erbschaft längst verschollener Eliten seit drei Menschenaltern das Gemeingut der Massen geworden ist. Ich habe schon sehr früh erkannt, daß der Aufstand gegen die Metaphysik die Ursache unseres ganzen Elends ist. Der Sozialismus ist ein braves Aspirin. Es handelt sich aber um eine Seelenpest. Unsere Seelen wollen nicht mehr an ihre Unzerstörbarkeit glauben und damit an ihre ewige Verantwortung. Der veruntreute Himmel ist der große Fehlbetrag unserer Zeit..Dieses Buch, erdacht — erlebt — erkämpft, ist ein literarisches Kunstwerk und ein Bekenntnis.

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