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Pique-Dame in der Volksoper

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Drei Jahre nach „Eugen Onegin“ und drei Jahre vor seinem Tod schrieb Tschaikowsky in Florenz innerhalb von drei Monaten des Jahres 1890 seine Oper über die drei Karten „Pique-Dame“. Das Libretto hatte ihm sein Bruder Modest nach einer Erzählung Puschkins angefertigt. — Die Wiener Erstaufführung leitete 1897 Gustav Mahler im ersten Jahr seiner Direktion. Die letzte Neuinszenierung von „Pique-Dame“ schuf 1946 0. F. Schuh im Theater an der Wien.

Nun wurde Tschaikowskys achte (und vorletzte) Oper von Karl Jernek mit Bühnenbildern von Oldrich Simacek und Kostümen von Olga Filipi neuinszeniert. Im Mittelpunkt der leidenschaftlich-tragischen Geschichte stehen der junge Offizier und Spieler Hermann und Lisa, die mit dem Fürsten Jeletzky verlobte Enkelin der alten Gräfin, die im Besitz des Geheimnisses der drei fatalen Karten ist. Tschaikowsky hat diese Aktion in sieben Bilder gegliedert und mit einer ebenso noblen und abwechslungsreichen wie leidenschaftlichen Musik ausgestattet.

In der Volksoper standen zwei Protagonistinnen zur Verfügung, die man als ideal bezeichnen kann: die in Spiel und Gesang gleichermaßen großartige Martha Mödl und die junge mit einer prächtigen Stimme begabte Helga Dernesch. Neben ihnen konnte sich von den Männern nur noch Jean Cox (Hermann) einigermaßen behaupten.

Es begann sehr verheißungsvoll mit einem die Ouvertüre ausdeutenden Vorspiel hinter Schleiervorhängen und dem ersten Bild: einem stimmungsvollen Petersburger Platz am Fuße einer der Strudelhofstiege ähnlichen Treppe mit drei riesigen Petroleumkandelabern, davor die kahlen Äster der Bäume, grau in grau, und dazu die bunten Uniformen der Offiziere: scharlachrot, blau, weiß und schwarz. Auch die zweite Szene (Lisa mit ihren Freundinnen, singend und tanzend) war gut geraten. Dann machten sich die Künste der Laterna magica zu sehr breit: allerlei Projektionen, Vermischung von Innen- und Außenräumen, bis zu den wenig geglückten Bildern des dritten Aktes, an denen man keine Freude mehr haben konnte.

Zum Glück blieben das Spiel und der Gesang der beiden weiblichen Hauptrollenträger faszinierend und intensiv bis zum Schluß. Die stärkste Szene: Martha Mödl als alte Gräfin, sich ihrer Glanzzeit in Paris erinnernd und zum schicksalhaften lauten Ticken einer Uhr verschiedene Erinnerungsstücke herauskramend: einen Ballfächer, eine rote Rose, das Kartenspiel... Das Orchester unter Pe-ter Maag spielte abwechslungsreich und präzis. Nur sollte der Dirigent bei künftigen Aufführungen im Hinblick auf die besondere Akustik des Hauses das Blech und das Schlagwerk vielmehr abdämpfen.

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