6846000-1976_21_05.jpg
Digital In Arbeit

Anhebung der Kulturentwicklung?

Werbung
Werbung
Werbung

„Der Kroatische Kultuverein im Burgenland begrüßt den vom Bundeskanzleramt initiierten Entwurf eines Bundesgesetzes über die Rechtsstellung von Volksgruppen in Österreich, stellt er doch für den Bereich der kroatischen Volksgruppe im Burgenland den ersten sichtbaren Schritt auf dem Wege zur Erfüllung des Artikels 7 des österreichischen Staatsvertrages dar. Seit dem Abschluß des Staatsvertrages sind mehr als 20 Jahre verstrichen, in denen infolge des Nichttätigwer-dens der verantwortlichen österreichischen Stellen und der damit verbundenen Nichterfüllung feierlich eingegangener Verpflichtungen der kroatischen Volksgruppe schwerer Schaden zugefügt wurde, wofür die Ergebnisse der Volkszählung seit 1951 ein beredtes Zeugnis ablegen.

Als Vertreter der kroatischen Volksgruppe im Burgenland sehen wir im vorliegenden Entwurf eines österreichischen Volksgruppengesetzes trotzdem einen Fortschritt in dem Bemühen um die Erhaltung der Volksgruppen und die Sicherung ihres Bestandes, falls die im Gesetzentwurf und in den Erläuterungen getroffenen positiven Aussagen in ihrer Verwirklichung von jener Moral getragen werden, die nun einmal gerade bei der Durchführung eines derartigen Gesetzes von ausschlaggebender Bedeutung ist.

Wir stellen die Frage: Kann jemand als legitimer Vertreter einer Volksgruppe anerkannt werden, der öffentlich für die Assimilation eintritt und daher ständig den Wert der eigenen Muttersprache und des eigenen Volkstums herabsetzt? Kann jemand glaubwürdig gemäß Paragraph 1 für die Erhaltung der Volksgruppe und die Sicherung ihres Bestandes eintreten, der in der Öffentlichkeit ständig für die Entfernung der kroatischen Sprache aus der Schule und dem öffentlichen Leben Propaganda macht, und von der „Anhebung der Kulturentwicklung der Kroaten auf die Stufe der Deutschsprechenden“ spricht?

Wie soll ohne entsprechende sprachliche Erziehung und Weiterbildung das Ziel, ,daß insbesondere hinsichtlich der kulturellen Vielfalt Österreichs die Erhaltung des von den Volksgruppenangehörigen gepflegten Gutes ein wesentlicher Teil' sei, erreicht werden, wenn die Volksgruppen mit mehr oder weniger sanftem Druck im Mehrheitsvolk aufgehen sollen? Wie soll dann die Vielgestaltigkeit der österreichischen Kultur erhalten werden?

Als bewußte und überzeugte Demokraten sind wir natürlich auch für eine angemessene politische und weltanschauliche Repräsentanz unserer Volksgruppe, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß sich gerade in entscheidenden und kritischen Fragen und Situationen die auf Parteilisten gewählten Mitglieder allgemeiner Vertretungskörper in erster Linie als Angehörige der Volksgruppe, und nicht als Funktionäre ihrer Partei verhalten. Im übrigen dürfte es mehr als bekannt sein, daß es für eine politische Partei sehr problematisch ist, sich offen für die Belange einer Volksgruppe einzusetzen. Die Ereignisse in Kärnten nach dem Ortstafelgesetz von 1972 und die Behauptung gewisser Politiker im Burgenland, wonach ihre assimilatorische Politik für ihre Partei von Nutzen sei, sprechen eine deutliche Sprache.

Wie sehr die parteipolitische Vertretung von der volkstumspo-litischen entfernt sein kann, beweist am besten eine vom rein sozialistischen .Präsidium der Bürgermeister und Vizebürgermeister kroatischer und gemischtsprachiger Gemeinden' Anfang 1975 in Auftrag gegebene IFES-Untersu-chung über die Situation in der kroatischen Volksgruppe, wonach sich die Kroaten in volkstumspo-litischen Fragen zu 47 Prozent vom Kroatischen Kulturverein, und vom .Präsidium' nur zu 24 Prozent vertreten fühlen.“

Unsicherheit greift um sich in den großen Parteien: Widersprüche brechen auf: hier Differenzen zwischen Bünden — ausgetragen von Mock und Sallinger —; dort Spannungen zwischen den Generationen, zwischen Parteiobrigkeit und Jugend — verkörpert im Gegensatz Kreisky— Konecny.

Der sozialistische Oberjugendliche mit Bart wurde auf dem letzten Konzil seiner (meiner) Partei als Opferlamm geschlachtet: mit allem Ritual, wie Norbert Leser am vorletzten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung