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Die Arbeit macht uns zu Menschen
Die Arbeit ist eines der Kennzeichen, die den Menschen von den anderen Geschöpfen untere scheiden, deren mit der Erhaltung des Lebens verbundene Tätigkeit man nicht als Arbeit bezeichnen kann; nur der Mensch ist zur Arbeit befähigt, nur er verrichtet sie, wobei er gleichzeitig seine irdische Existenz mit ihr ausfüllt. •
Die Änderungen seit „Kerum novarum" können leider für Millionen qualifizierter Arbeiter zu-
mindest zeitweilig Arbeitslosigkeit bedeuten oder eine Umschulung erforderlich machen; sie bringen sehr wahrscheinlich für die stärker entwickelten Länder eine Verringerung oder ein langsameres Wachstum des materiellen Wohlstandes mit sich, können aber andererseits den Millionen von Menschen, die heute noch in schmachvollem und unwürdigem Elend leben, Erleichterung und Hoffnung bringen.
Die Kirche schöpft bereits aus den ersten Seiten des Buches Genesis die Uberzeugung, daß die Arbeit eine fundamentale Dimension menschlicher Existenz auf Erden darstellt… Die Worte „Macht euch die Erde Untertan" sind von größter Tragweite. Sie beziehen sich auf alle Reichtümer, welche die Erde (und indirekt die sichtbare Welt) in sich birgt und die durch bewußte Tätigkeit des Menschen entdeckt und in geeigneter Weise verwendet werden können.
Die Arbeit ist ein Gut für den Menschen, für sein Menschsein, weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt und seinen
Bedürfnissen anpaßt, sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht, ja gewissermaßen „mehr Mensch wird".
Im Hinblick auf die menschliche Arbeit und den gemeinsamen Zugang zu den Gütern, die dem Menschen zugedacht sind, ist unter den entsprechenden Bedingungen auch die Vergesellschaftung gewisser Produktionsmittel nicht auszuschließen …
Und so bleibt der Standpunkt des „strengen" Kapitalismus, der das ausschließliche Recht des Privateigentums an den Produktionsmitteln wie ein unantastbares „Dogma" des Wirtschaftslebens verteidigt, weiterhin unannehmbar.
Andererseits muß man unter dem gleichen Gesichtspunkt feststellen, daß diese vielfältigen und so sehr erwünschten Reformen (Nfitbestimmung, Gewinnbeteiligung, Arbeitnehmeraktion u.a. — d. Red.) nicht a priori durch eine Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln verwirklicht werden können.
Es ist zu bedenken, daß die Produktionsmittel Eigentum der organisierten Gesellschaft werden und dabei unter die Verwaltung und direkte Kontrolle einer anderen Personengruppe geraten… ..
Diese führende und verantwortliche Gruppe kann ihre Aufgaben in einer vom Standpunkt des Primates der Arbeit befriedigenden Weise erfüllen; sie kann sie aber auch schlecht erfüllen, indem sie für sich das Monopol in Anspruch nimmt, die Produktionsmittel zu verwalten, über sie zu verfügen, und dabei nicht einmal vor der Verletzung fundamentaler Menschenrechte zurückschreckt.
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