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EFFIZIENTE VERMITTLER GEFRAGT
Seit Dezember 1988, als sich im Frauenclub „alpha" in Wien als Folge einer Veranstaltung über den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen das „alpha"-Kind BETA (Beruf, Erfahrungsaustausch, Training, Arbeit) konstituierte, bin ich mit dessen Leitung betraut. Meine Qualifikation: eigene Betroffenheit, Einarbeiten in die Materie, familiäre Bande zu einem Arbeitsrechtler.
Ungefähr hundert Frauen sind in dieser Zeit zu mir gekommen, um sich über ihre Möglichkeiten, wieder ins Berufsleben zurückzukehren, zu informieren. Für viele ein allererster Schritt, um sich weiter bewußt zu werden, was sie zu erwarten haben, wie sich ihr Leben radikal verändern wird - noch nicht so formell wie der Gang zum Arbeitsamt. So unterschiedlich wie die Gründe für den Wiedereinstieg, sind auch die Erwartungen.
Die Frauen stehen jedenfalls vor dem Problem, daß die Ausbildung, die sie vor fünfzehn oder zwanzig Jahren genossen haben, nicht mehr aktuell ist. Nachqualifizierung ist daher das Gebot der Stunde und wird in zunehmendem Maß von der Arbeitsmarktverwaltung angeboten -Voraussetzung ist, daß man sich arbeitssuchend meldet. Natürlich sind maßgeschneiderte Traumjobs, die viele sich erwarten, kaum vorhanden.
Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmerinnen gehen zwar ständig zurück, viele Firmenchefs schätzen deren Verläßlichkeit und persönliche Kompetenz, sie sind aber nur selten bereit, diese Vorzüge überkollektiv-vertraglich zu honorieren.
Auch Halbtagsjobs gibt es viel weniger, als nachgefragt werden, ein Faktum, das mich persönlich erstaunt. Argumentieren doch die Gewerkschaften gegen die Halbtagsbeschäftigung etwa damit, daß die Arbeitnehmer „ausgebeutet" würden, weil sie Arzt oder andere Termine in ihrer Freizeit wahrnähmen (was bei einer vollbeschäftigten Arbeitskraft zu Lasten der Arbeitszeit geht). Das müßte den Unternehmern doch ent-
gegenkommen. Wo also sind die Scharen der ausbeuterischen Unternehmer?
Die interessanten und kommunikativen Jobs, vor allem im Sozialbereich, die sich viele wiedereinsteigende Frauen wünschen, die nach häuslicher Isolation wieder mit Menschen ins Gespräch kommen wollen, sind nur selten vorhanden - und sicher nicht beim Arbeitsamt in Erfahrung zu bringen.
Womit ich bei einem dringenden Problem dieser Frauen angelangt bin, nämlich daß die Vermittlung gerade älterer Arbeitnehmerinnen nicht effizient genug ist. Hier würde sich ein weites Betätigungsfeld für private Vermittler ergeben, die vor allem durch ihre privaten Kontakte den Wiedereinsteigerinnen für sie passende Arbeitsplätze vermitteln könnten. Leider ist dies bis heute noch nicht möglich.
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