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Eine Woche Weltpolitik

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• In Polen herrscht weiterhin Hochspannung. Zwar konnte am 6. 2. in der südpolnischen Wojewodschaft Bielsko-Biala ein zehntägiger Streik nach zähen Verhandlungen zwischen Vertretern der polnischen Regierung sowie der unabhängigen Gewerkschaft „Solidarität“ (und offensichtlich auch unter Mitwirkung des polnischen Episkopates) beigelegt werden. Inzwischen aber zeichnet sich in Jelinia Gora (Hirschberg) schon wieder ein neuer Generalstreik ab. Im Schatten dieses neuen Arbeitskonfliktes trat am 9. 2. das Zentralkomitee der Kommunistischen Vereinigten Arbeiterpartei zusammen. Von dieser Tagung erwarten sich politische Beobachter, daß sie ganz im Zeichen der Auseinandersetzung zwischen Gemäßigten (die Kompromisse und Verhandlungen mit den Gewerkschaftern befürworten) und dem harten Flügel innerhalb der polnischen KP stehen wird. Neuerliche Personalveränderungen sind nicht ausgeschlossen.

• Das 37. deutsch-französi-. sehe Treffen ging am 5. und 6. Februar in Paris über die Bühne. In einer zum Abschluß des Gipfels herausgegebenen Erklärung versichern Bundeskanzler Helmut Schmidt und Staatspräsident Giscard d’Estaing, daß sie im Geist des Vertrauens mit dem neuen US-Präsidenten Ronald Reagan Zusammenarbeiten wollen, grenzen sich von jüngsten Aussagen der neuen US-Regie-rung aber insofern ab, als sie sich in der Sicherheitspolitik für ein Kräftegleichgewicht aussprechen und das Streben nach Überlegenheit verwerfen. Nüchtern beurteilen Paris und Bonn die internationale Lage: Einer neuerlichen Erschütterung wie im Falle der sowjetischen Besetzung Afghanistans würde die Entspannungspolitik nicht standhalten, erklären sie auf die aktuelle Situation in Polen gemünzt. Ihre Worte in Moskaus Ohr ...

• Gro Harlem Brundtland (42) sitzt nun an der richtigen Stelle, um einem ihrer politischen Hauptanliegen, der Gleichstellung der Frau, den richtigen Nachdruck verleihen zu können: Am 4. Februar wurde die 42jäh-rige Kinderärztin zu Norwegens neuer Ministerpräsidentin ernannt, womit zum ersten Mal in der Geschichte Skandinaviens eine Frau der Regierungsführung beauftragt worden ist. Neben Margaret Thatcher in Großbritannien ist sie nunmehr als zweite Frau in Europa in solch hoher politischer Funktion.

• Jacques Chirac, der Vorsitzende der gaullistischen „Sammlungsbewegung für die Republik“ (RPR) ist nach dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Georges Marchais, und dem Sozialistenführer Francois Mitterand der dritte der „großen Vier“, der im April um die französische Präsidentschaft kandidieren wird. Seine Kandidatur bis jetzt noch nicht bekannt gegeben hat der jetztige Staatspräsident Giscard d’ Estaing. Seine Entscheidung wird gegen Ende dieses Monats erwartet. Vorgeprescht sind auf gaullistischer Seite schon früher Michel Debre und Marie-France Garaud. Doch diesen beiden fehlt die Unterstützung des Parteiapparates des RPR.

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