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Emigrationsdruck
Unmittelbar vor der Stunde Null, in der das Abkommen uber eine Waffenruhe am Suezkanal auslaufen sollte, zog die Sowjetunion eine Gruppe von „Experten“, welche von der Sowjetunion gelieferte hochspezialisierte Waffensysteme bedienen, zuruck. Sie wurden durch arabische Bedienungsmannschaften ersetzt, die mit den Geräten wenig anfangen können. Fast gleichzeitig gestattete Moskau einer Gruppe sowjetischer Juden die Auswanderung nach Israel, freilich gegen exorbitant hohe Auswan- derungsgebühren und nur unter Zurücklassung fast ihrer gesamten Habe.
Unmittelbar vor der Stunde Null, in der das Abkommen uber eine Waffenruhe am Suezkanal auslaufen sollte, zog die Sowjetunion eine Gruppe von „Experten“, welche von der Sowjetunion gelieferte hochspezialisierte Waffensysteme bedienen, zuruck. Sie wurden durch arabische Bedienungsmannschaften ersetzt, die mit den Geräten wenig anfangen können. Fast gleichzeitig gestattete Moskau einer Gruppe sowjetischer Juden die Auswanderung nach Israel, freilich gegen exorbitant hohe Auswan- derungsgebühren und nur unter Zurücklassung fast ihrer gesamten Habe.
„Dem massiver werdenden Druck der moralischen Weltmeinung, das Schicksal der verfolgten jüdischen Minderheit in der Sowjetunion zu erleichtern, den Sowjetbürgern jüdischen Glaubens die ihnen vorenthaltenen verfassungsmäßigen Redite ziu gewähren und ihnen die Auswanderung nach Israel zu erlauben, dürfte sich sogar der Kreml a/uf die Dauer nicht entziehen können" — so lautet der Tenor der arabischen Kommentare zu der im Brüsseler „Palais des Congres" beendeten dreitägigen „Jüdischen Weltkonferenz" über die Lage der russischen Judenheit. „Käme es", hieß es weiter, „dazu, stünden wir der Tatsache einer russisch-jüdischen Masseneinwanderung gegenüber, die den snonistisdien Staat und dessen noch aus dem vorrevolutionären Rußland stammende gegenwärtige Führungsschicht erheblich stärken und das nahöstliche Kräfteverhältnis auf weitere Jahrzehnte hinaus zuungunsten der Araber festlegen würde."
Die Brüsseler Tagung wurde nicht nur von sowjetischer Seite, sondern auch von den Arabern argwöhnish beobachtet. Als besonders alarmierend empfand man auf arabischer Seite die Anwesenheit prominenter israelischer Politiker. In der belgischen Hauptstadt stationierte arabisdie Diplomaten, eigens zu der Konferenz angereiste Vertreter der „Arabischen Liga" und die arabische Presse konstatierten nach Tagungsende einmütig, jüdischerseits spiele man die Benachteiligung der sowjetischen Juden bewußt hoch, um dadurch ein zusätzliches, wenn nicht gar das wesentliche Argument für die israelische Expansionspolitik in den besetzten arabischen Gebieten zu erhalten. Die Araber fürchten, die israelische Hoffnung auf eine neue „Alijah" (Einwanderung) einiger zehn- oder sogar hunderttausend russischer Juden werde sich verlangsamend auf diie indirekten israelisch-arabischen Friedensverhandlungen auswirtcen, weil sie die Jerusalemer Regierung in dar GebietstErage nocii unnachgiebiger stimmen könne.
Auch die Araber bestreiten allerdings nicht die Existenz einer aggressiven antisemitischen Innenpolitik im gegenwärtigen Sowjetstaat. Dieser Antisemitismus sei ein Verstoß gegen die Menschenrechte, diskreditiere den Sozialismus und könne sich äußerst nachteilig auf die arabische Position im Nahosifkcmflkt auswirken.
In tmabhängigen arabischen Zeitungen klang im Zusammenhang mit der sehr ausführlichen Berichterstattung über die Brüsseler Konferenz sogar die Befürchtung an, die Sowjetregierung könne die Möglichkeit, den russischen Juden die Auswanderung nach Israel zu erlauben, künftig als Druckmittel für das politische Wohlverhalten ihrer arabischen Verbündeten verwenden. Diese Befürchtungen erwiesen sich wenige Tage später als berechtigt.
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