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Heiller spielt Bach
Ob man es wollte oder nicht: man mußte während des Orgelkonzerts von Anton Heiller im Mozart-Saal immer wieder an das Konzert des „Gegenspielers“ Karl Richter im Großen Musikvereinssaal denken. Vor allem stellte man fest, daß zwei Manuale vollauf genügen und daß die mechanische Traktur der elektrischen vorzuziehen ist. Auf dem Programm standen neun Choralvorspiele, das „Allabreve“ D-Dur, Toccata und Fuge F-Dur und d-Moll, Präludium und Fuge e-Moll sowie die h-Moll-Fuge über ein Thema von Corelli. — Heiller interpretiert, immer nach Noten, Bach eher streng, ohne Farbenspiele und aufdringliche Effekte, aber keineswegs akademisch. Seinem Spiel ist die Orgel im Mozart-Saal weitgehend angemessen. Mit der Akustik des Saales hatte freilich auch er (im Plenum) seine Schwierigkeiten, und die Mixturen klingen nicht so silbern wie die der Silbermann- und Schnitger-Orgeln.
— Heiller ist weniger Virtuose als Ausdrucksmusiker. Aber es ist ein stes kontrollierter Ausdruck. So blieb es bis zum letzten Programmpunkt, der großen Toccata und Fuge d-Moll. In ihr steckt — auch ohne die Instrumentierung Stokowskis, ein wenig Rachmaninow. Sehr merkwürdig. Am schönsten gerieten die meist in zarten Farben registrierten Stücke aus dem Orgelbüchlein, am allerschönsten vielleicht die Zugabe, das Choralvorspiel „Herzlich tut mich verlangen“, eine Variante von „O Haupt voll Blut und Wunden“. Einige Baßpfeifen schienen ein wenig verstimmt. Oder war’s eine akustische Täuschung? — Das zu fast neun Zehntel aus jüngeren Hörern bestehende Publikum war mit Recht begeistert. Zu Unrecht aber war der Saal nicht bis auf den letzten Platz gefüllt. Vielleicht wird sich das bei den kommenden Abenden bessern (Heiller wird im Lauf von zwei Jahren fast das gesamte Orgelwerk Bachs spielen).
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