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Orgelmeister
Das Orgelkonzert von Alois F o r e r in der Hofburgkapelle umfaßt Werke von Vincent Lübeck, Joan Cabanilles, J. S. Bach, J. J. Fux, Franz Schmidt und Olivier Messiaen, eine Art chronologisches Programm, das in seinen verschiedenen Stilen Zeiten der Musikgeschichte von der „Königin der Instrumente“ her lebendig werden ließ. Welcher Weg von Cabanilles Toccata zu Franz Schmidts Präludium und Fuge Es-Dur über den Gipfel Johann Sebastian Bach (Präludium und Fuge h-Moll). Und welcher steile Weg von Franz Schmidt zu Olivier Messiaens „Dieu parmi nous“, das in seiner Leuchtkraft schönste Gegenwart bedeutet! Durch die Vielfalt der Stile und eine gelegentlich kontrastvolle Registrierung vermochte Forer den Abend lebendig und eindrucksvoll zu gestalten.
Auf der alten Orgel der Dominikanerkirche spielte Anton H e i 11 e r ein ganz anders aufgebautes Programm, das zur Hälfte der Tradition, zur anderen Hälfte der Gegenwart gewidmet war. Von Nikolaus Bruhns (Präludium und Fuge
e-Moll) über drei Choralvorspiele von Dietrich Buxtehude wurde auch hier der Gipfel „Bach“ erklommen; es war das gleiche Werk: Präludium und Fuge h-MolL wie bei Forer; Heiller betonte darin weniger Kraft und Gewicht als die feine Nachzeichnung des Linienspiels. Von Stig Gustav Schönberg hörten wir dann als österreichische Erstaufführung eine „Kleine Kammermusik für Orgel“, sehr subtile Gebilde von persönlichem Reiz, die allerdings ihrer Bezeichnung gemäß der „Kammer“ näherstehen als der Kirche. Der gewaltigen Partita „Es ist ein Schnitter, heißt der Tod“ und „Dies irae“ von Johann Nepomuk David, einem der wirkungsvollsten und bedeutendsten Orgelwerke der Gegenwart, ließ Heiller eine eigene Improvisation folgen, die sich der gewaltigen Nachbarschaft nicht zu schämen brauchte. Es war die einfallsreiche Durchführung eines gregorianischen Themas.
Die Französin Blandine M a t h o n, aus der Klasse Professor Forers, gab in der Wiener U ni ver sit ä t s kir che mit ihrem ersten öffentlichen Konzert eine eindrucksvolle Probe ihres Talents. Die junge Organistin, die vorher Klavier studiert hat, spielte den barocken Teil ihres Programmes, in dem sich Stücke von de Grigny, le Begue, Clerambault, Couperin und das C-Dur-Konzert von Bach befanden, sehr exakt und mit sicherem Stilempfinden. Vermutlich lag es an der romantischen Orgel der Jesuitenkirche, daß Cesar Francks Prclude-Fugue-Variations besonders gut zur Geltung kamen. Trotz der Festwochen ein gut besuchtes Konzert
und ein vielversprechender Beginn für die junge Künsterin.
Die Reichhaltigkeit des Festwochenprogramms mit seinen Doppelveranstaltungen hat den Referenten leider verhindert, die Orgelkonzerte von Luigi Ferdinando Tagliavini und von Hans Hasel-b ö c k zu besuchen. Wir hoffen indes, diesen Orgelmeistern bald wieder in Wien zu begegnen, um das unfreiwillige Versäumnis nachzuholen.
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