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Demus, Dermota und Donkosaken

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Jörg D e m u s, den musischesten unter den jungen Pianisten, einen Romantiker schlechthin zu nennen, Ist ebenso ungenau wie der Begriff selbst. Sein immer klarer profiliertes Spiel ist natürlicher Ausdruck reifender Persönlichkeit, die Formen helebt und Stil beseelt, sich in J. S. Bach ebenso versenkt wie in Franz Schubert, und in dieser gewaltigen Spannweite eben musiziert, nicht historisiert oder rubriziert. Dadurch trifft er weiter als bis an den Verstand, und sein Spiel wird zum Erlebnis wie bei wenigen andern. Wir haben Bach schon historischer und Schubert schon romantischer gehört; von der lebendigen Wirklichkeit beider blieb uns Demus indes nichts schuldig, und eben dieses scheint uns entscheidend, weil es die Bachsche Strenge löst und die Schubert-sche Weite konturiert, weil es Musik ist in tieferer Wahrheit als der formalen allein.

Das Musikvereinsquartett, das sich zu schwierigen Aufgaben berufen fühlen darf, brachte gleich am ersten Abend Beethovens B-dur-Quartett, op. ISO, zu Gehör, wohl eines der schwersten Kammermusikwerke überhaupt, das nicht nur an die Ausführenden, sondern ebenso an den Hörer hohe Anforderungen stellt. War das Urteil bei seiner Erstaufführung 1826 „aus Ehrfurcht nie absprechend“, so ziemt uns, die wir seither durch manche hohle Gasse der Musik gekommen, manches Gewaltige erlebt und durch eineinhalb Jahrhunderte Entwicklung bereichert worden sind, die gleiche Ehrfurcht vor dem Werk, das sich unverändert als Bastion, die nie überbaut werden kann, erhebt und nur dem Geiste Eintritt gewährt. Voran gingen Mozarts Streichquartett D-dur (KV 155), in seiner Beseelung des bloß Gefälligen ein fröhlicher früher Vorläufer Beethovenscher Vollendung, und Franz Schmidts 2. Streichquartett G-dur, ein kontrapunktisch außerordentlich reiches und gekonntes Werk, das dennoch irgendwie,spröde und sogar un-

Aus kulturellen Vereinigungen

Wiener Volksbildung 25. X., Wien West: Dichterlesung Christine Busta. Einleitung Gerhard Fritsch. 19 Uhr.

— Urlaub in Wien: Besichtigung des Savoischen Daroen-tlftes und Annakirche. Zusammenkunft: I, Johannesgasse 15 um 18.30 Uhr. — 26. X., Wien-West: Dr. Igor Caruso: Da neurotische Gewissen. 19.M Uhr. — Urlaub In Wien: Besichtigung des Verfassung^- und Verwaltungsgerichtshofes. Vortragender: Dr. Leiprecht. Zusammenkunft: Eingang I. Judenplatz 11, um 18.30 Uhr.

— Volkshochschule Favoriten: Menschen im Film: Auch er Ist dein Mitmensch. 19 Uhr. — ft. X., Urania: Otto Neubert (Hamburg: Pharao Tut-ench-Amun und sein Konigs-grab. Das Drama der Königin Hatschepsut. Mit Farbb. 19 30 Uhr. — Urlaub in Wien: Besichtigung der Biologischen Station. Zusammenkunft: XVI. Savoyenstraße Nr. 1. 16 Uhr. — Volkshochschule Hietzing: Führung: Ott Der Biedermeierfriedhof in Hietzing. Zusammenkunft: Maxingstraße, um 15 Uhr. — 38. X., Urania,: Fred Hennings: Wiedererstandenes Wien. 11 Uhr. — Urlaub in Wien: Besichtigung des Parlaments. Zusammenkunft: Parlamentsrampe, um 1 Uhr. — Besichtigung der Akademie der Wissenschaften und der Jesuitenkirche Zusammenkunft: I. Dr.-Ignaz-Seipel-Platü, um 15 Uhr. — Besichtigung des Trabrennplatzes In der Krieau. Zusammenkunft: Eingang des Trabrennplatzes (Kassa 14/3. Platz), 13.48 Uhr. — Volkshochschule Favoriten: Führung durch den neuen SUdbahn-hof. Treffpunkt: Eingang des alten Südbahnhofes, um

O TThr fröhlich wirkt, Die Wiedergabe war schlechthin vollendet.

Daß Anton Dermota, der mit weltbekannten Liedern den sicheren, oft erprobten Erfolg in, der Tatch hätte, ich ein erlesenes, au selten gehörten Gesängen gebautes Programm wählt und mit jedem Liede überrascht, ist ihm zu danken; daß er darüber hinaus alle ihm nicht immer gelegenen Stil- und Ausdrucksarten mit spielender Leichtigkeit beherrschte, Hugo Wolf, Egon Kornauth, Gustav Mahler und Joseph Marx mit seiner eigenen künstlerischen Profiliertheit in Einklang brachte, beweist den Meister des Liedgesanges, der auch im kleinen die große Arbeit sieht und meistert. Der Abend gehörte zu seinen schönsten Erfolgen, an dem die ständige Betreuerin des Klavierparts, Hilde Berger-Weyerwald, durch ihr dynamisch ausgewogenes Spiel wesentlichen Anteil hatte. Das Wiener Kon-, zerthausquartett holte sich mit Robert Schumanns op. 41, A-dur, und mit Hugo Wolfs „Italienischer Serenade“ einen Separaterfolg.

Sergei Jaroffs Donkosakenchor, in schlichten schwarzen Kasaks, hat sich trotz seiner Perfektion nicht mechanisiert. Das ist das Verdienst des Dirigenten, der den Chor in ununterbrochener Spannung hält, immer Tempi und Feinheiten in ein und demselben Stück ändert (was man bei öfteren Besuchen feststellen kann) und so das Abgleiten in die Routine verhindert. Außer den Kirchenliedern mit dem berühmten „Gospody Pomiluy“ erfreuten wieder die herzhaft-robusten Kosakenlieder und die melodischen Volksweisen aus dem alten Rußland. Zwei Virtuosen des Kosakentanzes wirbelten mit Rasanz über die Bühne. Wie immer steigerte ich der Beifall zum Orkan, und erzwang Zugabe um Zugabe. F. E.

Elena N i k o 1 a i d i, lein Liebling des Wiener Opernpublikums noch aus den ersten Nachkriegsjahren im Theater an der Wien, hat im Großen Musikvereinssaal einen Liederabend gegeben und wurde mit Recht lebhaft gefeiert. Ihre dunkel tönende Naturstimme mit dem eigenartigen, völlig unverwechselbarem Timbre bleibt lange noch im Ohrr- fast ebenso stark Wie der „orphische“ Zauber der Stimme ist die Gestaltungskraft dieser ernsten und intelligenten Sängerin. Das bewies ie in einer großen Arie au „La Clemenza di Tito“ von Mozart, in drei Liedern von Schubert und in Mahlers immer wieder ergreifendem Zyklu „Lieder eines fahrenden Gesellen“, besonders im letzten Lied von den „zwei blauen Augen“ mit dem Trauermarschrhythmus. — Den zweiten Teil des Programms bildeten französische, griechische und spänische Volksliedbearbeitungen von Joseph Canteloub (im Ravel-Stil), Theodore Spathy, Georg KazMoglu und Joaquin ,Nin. Hier, im etwas dilettantischen, daher um so schwierigeren Klavierpart, zeichnete ich ihr Begleiter, Dr. Erik Werba, besonder aus.

Hans Petermandel, der 1933 in Linz geborene Pianist aus der Klasse von Professor Seidl-hofer, ist während der vergangenen Saison zum ersten Male — und mit einer imponierenden Leistung — vor die Oeffentlichkeit getreten. Der junge Künstler spielte damals Hindemiths „Ludus tenalis“ nicht nur auswendig, ondern mit bemerkenswerter geistiger Beherrschung dieses schwierigen kontrapunktischen Stils. In seinem von der

„Musikalischen Jugend“ veranstalteten Konzert im Brahms-Saal bestätigte und bestärkte Hans Petermandel den damaligen Eindruck mit Strawinskys „Serenade in A“, Hindemiths 3. Klaviersonate und Paul Angerers „Sempre legato“, fünf kontrapunktischen Studien vornehmlich bukolischen Charakters, die in einem sauberen, an Bach und Hindemith geschulten Stil geschrieben sind und den Komponisten auch als subtilen Kenner des Tasteninstruments ausweisen.

H: A. F.

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