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Orgel mit Schlagzeug
Karl Richter spielte das letzte Konzert auf der großen Orgel im Musikvereinssaal. Sie hat ihre Dienste getan, ihre Aufgabe erfüllt; ein neues Instrument wird künftig aus dem alten Gehäuse tönen. Das Programm bedeutete daher Dank und Abschied, ausgedrückt im Namen des größten Organisten aller Zeiten: B-A-C-H. Zuerst Präludium und Fuge über diesen Namen von Franz Liszt, in fast pianistischer Lauftechnik dennoch Würde und Kraft der Orgel betonend und breit ausladend; sodann Fantasie und Doppelfuge über B-A-C-H von Max Reger, op. 46, die ihre Themen und Kontrapunkte wie einen gotischen Dom auftürmt; schließlich in drei Werken des Thomas Jeantors selbst: Präludium und Fuge Es-Dur, Triosonate G-Dur und Präludium und Fuge e-Möll. Richters Spiel ist kühne und souveräne Behandlung des Tonmaterials und bezwingende Gewalt des Aufbaus mit improvisatorisch wirkenden Zügen. Auch wer seine Auffassung nicht völlig teilt, wird die Kraft seiner Aussage anerkennen, was auch der Beifall bewies.
Gegensatz: Auf der jungen Orgel des Mozartsaales spielte der junge Organist Michael Radulescu ein modernes Programm, nicht ohne sich durch Werke von Bach und Reger auch in der Tradition zu beweisen. Der Zufall wollte es, daß auch hier Regers Fantasie und Doppelfuge über B-A-C-H zu Gehör kam. Ein Vergleich mit Richters Interpretation des Werkes ist so wenig opportun als ein Vergleich der beiden Orgeln. Radulescu spielte noch Bachs „Allabreve“ D-Dur, die Toccata, Adagio und Fuge C-Dur und die Triosonate Es-Dur. Klarheit, Sauberkeit und ein Zug zu objektiver Gestaltung sind Tühmenswerte Vorzüge des jungen Künstlers, die in den Stücken von Anton Heiller (Fantasia super Salve Regina) und Oliuier Messiaen (aus dem Livre d'orgue: „Les mains de l'abime“) zu direkt triumphaler Geltung kamen. In Augustyn Blochs „Meditation“ für Sopran, Orgel und Schlagzeug steht die Orgel in einem eigenartigen Ensemble, dessen Substanz sie mehr und mehr übernimmt, in neuen Klangmischungen (Vibraphon und verschiedene Perkussionsinstrumente), neuen Aufgaben, nicht nur klanglichen, zustrebend. Haiina Lukomska (Sopran), ihre schöne Stimme mit unheimlicher Intonationssicherheit einsetzend, und Erhard Wetzer, das reiche Schlagzeug virtuos beherrschend, waren wertvolle Helfer.
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