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Professoren — Komponisten

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Im Rahmen der 150-Jahr-Feiern der Akademie für Musik und darstellende Kunst fand im Mozartsaal ein Konzert unter dem Titel „Zeitgenössische Komponisten aus dem Professorenkreis der Akademie“ statt. — Die sechs aufgeführten Kammermusikwerke (von sechs verschiedenen Autoren) zeigten bei aller individueller Verschiedenheit eine ganze Reihe gemeinsamer Züge. Da ist zunächst das bei einem Pädagogen besonders wünschenswerte „vorbildliche“ handwerkliche Können. Keiner der an diesem Abend aufgeführten Komponisten (ein zweites Konzert wird vielleicht einen anderen Gesamteindruck vermitteln) arbeitet mit Zwölftonreihen oder postseriellen Techniken. Auch formal wird nicht experimentiert. Sämtliche Werke mit Ausnahme einer Orgelphantasie von Heiller zeigten die traditionelle Dreisätzigkeit der konzertanten Form, und keine Komposition dauerte länger alsi 18, keine weniger als 10 Minuten. Dieses Streben nach Konzentration der Aussage ist lobenswert und, im besten Sinn, „modern“.

Was nun den allgemeinen Duktus der Handschrift der Komponisten Romanovsky, Siegl, David und Neumann betrifft, so erscheint er am stärksten von Paul Hindemith und dessen „Unterweisung im Tonsatz“ beeinflußt. — Die Sonate für Orgel von Erich Romanovsky ist das Werk eines Organisten, der sein Handwerk und sein Instrument genau kennt. In der Schlußfuge brilliert der gelehrte Kontrapunktiker. — Otto

Siegl, der Älteste dieser Gruppe, überschreitet in seiner Weihnachtssonate für Bratsche und Orgel, op. 137, nirgends die Linie Pfitzner- Reger und erfreut vor allem im Mittelteil (einer kleinen Partita über „Vom Himmel hoch, o Engel kommt“) durch jenen impressionistisch getönten zarten Lyrismus, den wir auch aus seinen früheren Kompositionen kennen.

Die Drei Intermezzi für Violine und Klavier weisen Thomas Christian David, der gegenwärtig als Gastprofessor in Teheran tätig ist, auch als geistigen Sohn seines Vaters aus. Er schreibt in einem abstrakt- dekorativen Stil und hat sich, nach der geigerischen Brillanz des Soloparts zu schließen, auch von seinem geigenden Bruder Lukas beraten lassen. — Friedrich Neumann war früher am Mozarteum in Salzburg tätig und wirkt seit Beginn des heurigen Schuljahres an der Wiener Akademie. Die drei Sätze seiner 3. Klaviersonate klingen wie ein gefällig-weicher Hindemith.

Die beiden originärsten kompositorischen Begabungen in dieser Runde sind Anton Heiller und Gottfried von Einem. Über Heiller haben wir anläßlich der Wiederaufführung seiner Psalmenkantate vor kurzem an dieser Stelle geschrieben. Es ist signifikant und imponierend zugleich, Wie stich seine eigenwillige Persönlichkeit und sein introvertiertes Künstlertum auch in kleinen Werken, wie in dieser Fantasia super „Salve Regina“ für Orgel äußern. — Die Sonate für Violine und Klavier op. 11 von Gottfried von Einem gehört zu den gelungensten Kammermusikwerken des immer interessanten Komponisten. Geistvoller Witz, ironische Leichtigkeit, rhythmische Pikanterie (besonders im Allegro Finale mit Jazzcharakter) und originelle Form kennzeichnen ein Opusculum, das mehr als spätere Kompositionen Einems auf dessen Lehrer Boris Blacher verweist, der alle diese Qualitäten in konzentrierter Form besitzt.

Die Ausführenden der zum Teil recht schwierigen Stücke waren ausnahmslos Studierende der Akademie: Johann Sonnleitner, Zeijko Sojcic und Michael Radulescu an der Orgel (erfreulich, daß auch bei unse ren östlichen Nachbarn der Orgelnachwuchs gedeiht, und zwar bestens!), Paul Roczek (Violine) und Friederike Grünfeld (Klavier), die ausgezeichnet aufeinander eingespielt scheinen, sowie Roswita Sigl (Klavier).

Ein zweites Kompositionskonzert wird eine andere Gruppe komponierender Professoren (oder besser: unterrichtender Komponisten) vorführen.

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