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Die ersten Konzerte

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Das Eröffnungskonzert der Wiener Festwochen im Konzerthaus war wahrhaft präsidial: Es war der 23. Mai, der Tag der Bundespräsidentenwahl, 11 Uhr, und so konnte der Präsident der Konzerthausgesellschaft, Mautner-Markhof, den die Funktionen des Bundespräsidenten ausübenden Bundeskanzler sowie (nach seinen eigenen Worten) die beiden Herren Bundespräsident-schaftskanditaten begrüßen, was mit lebhaftem Beifall des Publikums quittiert wurde. Unter der Leitung von Karl Böhm wurde sodann Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“ aufgeführt, die Hymne der Kunst an die Natur, und die Wiedergabe entsprach in ihrem Glänze dem doppelt festlichen Anlaß. Das Orchester der Wiener Philharmoniker, der Chor der Wiener Singakademie und die Solisten Hilde Güden, Walter Berry und Waldemar Kmentt waren nicht nur ein echt österreichisches, sondern auch ein künstlerisch vollkommenes Instrument, des Klanges und der Farbe ebenso wie der Tiefe des Gemütes. Man müßte jeden einzelnen der Ausführenden loben, und so hat der Kritiker die seltene Freude, alle zu loben. Es war ein Festbegxin und dies nicht nur äußerlich. Am Abend des gleichen Ta.^es

spielte Anton Heiller auf der neuen Orgel im Mozart-Saal Stücke von Paul Hofhainer, Georg Muffat, Joh. Kaspar Kerll und Joh. Nepomuk David. Heilder, der selbst bei der Disposition der Orgel entscheidend mitgearbeitet hat, beherrscht natürlich ihre Möglichkeiten in exzellenter Weise. Die Stilunterschiede besonders bei den drei ersteren Komponisten waren durch die besondere Art des Spieles fast mit Händen zu greifen. In Davids Geistlichem Konzert „Es sungen drei Engel“ lernten wir eines der zartesten und doch volltönendsten modernen Orgelwerke kennen. Als besonders glückliche Leistung ist die Programm-einfühmng „Orgelmusik in Österreich“ von Rudolf Klein zu bezeichnen.

Nach der Pause standen ein Präludium von Franz Schmidt sowie Improvisationen und das „Tedeum“ von Heiller auf dem Programm. Der Referent aber mußte den Saal wechseln und hörte, von den Wiener Symphonikern unter Leitung von Han: Swarowsky gespielt, Arnold Schönbergs symphonische Dichtung „Pelleas und Melisande“. Dieses selten zu hörende Frühwerk von Schönberg zeigt den Komponisten bereits an der Grenze der Tonalität. Es ist an Romantik überschwer, da

ständige Chroma ist oft der Spannung, die innerlich glüht, wirkungsmäßig im Wege. Aus diesem Zustand der Musik mußte ein Ausweg gefunden werden, er führte Schönberg in die Dodekaphonik. Immerhin ist „Pelleas und Melisande“ noch im Schema der Symphonie verwurzelt, die vier Sätze sind in dem pausenlosen Stück unschwer zu erkennen.

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