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Hohe Messe und Orgelkonzert

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Die Aufführung von Johann Sebastian Bachs „Hoher Messe h-Moll“ unter Karl Richter (Singverein, Symphoniker), mit Spannung erwartet, hat diese Erwartungen in hervorragender Weise erfüllt, die kleine Unvollkommenheiten überhören ließ in ihrer strömenden Wiedergabe, kompakt bis zum äußersten und geschlossen wie ein Ring. Ein wesentliches Verdienst daran gebührt dem exakt rhythmisierenden und ebenso intonierenden Chor, für dessen Einstudierung dem Chordirektor Dr. Reinhold Schmid ein besonderes Lob gesagt werden muß. (Bekanntlich ist die Fünfstimmigkeit chorisch sehr schwierig plastisch zu bringen.) Die Soli waren bei Teresa Stich-Randall, Marga Höffgcn, Peter Schreier und Kieth Engen in besten Händen, mit besonderer Betonung von Peter Schreier (Tenor). Von der langen Reihe instrumentaler Solisten sei für alle der Trompeter Maurice Andre genannt. Das Publikum war gespannt und ergriffen und vergaß den Applaus, um ihn dann um so stürmischer nachzuholen.

Jifi Ropek (Prag) gab auf der neuen Orgel des Mozartsaales einen vom Programm wie vom Interpreten her interessanten Orgelabend. Vor der Pause mit alten Meistern beschäftigt, von denen uns das „Maria zart von edler Art“ von Arnold Schlick (1492—1527) besonders ansprach, während man sosnt über Registratur und Auffassung verschiedener Meinung sein konnte (Cernohorsky, Buxtehude, Zipoli und drei Choralvorspiele von J. S. Bach), widmete Ropek den zweiten Teil seines Konzertes Komponisten der Gegenwart, von denen „Drei kleine Intraden“ von Hermann Schröder ziemlich traditionsgebunden, Bedrich A. Wiedermanns Toccata und Fuge f-Moll sehr repräsentativ und fast barock klangen, während Oliver Messiaens „Zwei Meditationen aus La Nativite du Seigneur“ der Avantgarde zugehörten. Wir haben sie als das interessanteste Stück des Abends empfunden, wobei erfreulich festzustellen war, wie sehr die Disposition des neuen Instrumentes auch der modernen Orgelkomposition entspricht. Franz Krieg

Im Mittelpunkt des 5. Abonnementkonzerls der Philharmoniker stand Theodor Bergers Symphonie „Jahreszeiten“, die auch schon als Ballett in der Wiener Staatsoper aufgeführt wurde. Nun erklang das naturgemäß viersätzige Werk unter der Leitung von Istvan Kertesz zu Ehren eines Komponisten, von dem bereits mehrere Werke in den Philharmonischen Konzerten gespielt wurden und der demnächst seinen 60. Geburtstag feiern kann. Die einzelnen Sätze tragen hinweisende Untertitel, wie zum Beispiel „Frühlingssonne — Corso — Flora — Verschwe-ben“, übrigens einer der hübschesten, originellsten Teile, der freilich noch von dem mitreißenden, auf einen ostinatcn Rhythmus und in der Passacaglia-Form aufgebauten Schlußhymnus übertroffen wird. — Mit der eingangs ein wenig kühl und unpersönlich musizierten Mozart-Symphonie in B-Dur konnte der gegenwärtig in Köln wirkende junge ungarische Dirigent weniger überzeugen als mit der abschließenden Vierten von Dvofäk. Dem Orchester ist vor allem für die Wiederaufnahme der wirkungsvollen und aparten Berger-Symphonie zu danken.

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