6745390-1967_06_15.jpg
Digital In Arbeit

Orgelabend und Quartett

Werbung
Werbung
Werbung

Das Publikum der Orgelkonzerte, je geringer an Zahl desto auserwählter und kritischer, sieht einem Orgelabend von Anton Heiller stets mit besonderer Spannung entgegen. Man erwartet Neues, vor allem kompositorisch, vom Führer der Avantgarde auf diesem Gebiet. Das Programm zeigte nichts davon. Heiller spielte ein gleichsam chronikartiges Programm vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart in besonders aparter Auswahl, war in Georg Böhm (1661 bis 1733) ebenso modern wie in Hindemiths II. Sonate, in der Toccata von Jan Adams Reinken (1623 bis 1722) ebenso aktuell und konsequnet wie in Franz Schmidts Chanconne in Ois und erreichte in drei Stücken von Dietrich Buxtehude (1637 bis 1707) einen Mittel- und Höhepunkt geistiger Konzentration.

(Ciacona c-Moll, Phantasie über „Wie schön leucht' uns der Morgenstern“ und Präludium und Fuge e-Moll.) Das „Neue“ an seinem Vortrag war die geistige Demonstration der Verbundenheit aller Stile, der bleibenden Gegenwärtigkeit aller Musik durch alle Entwicklungen hindurch, In der Klangwerdung eines Instruments, das alle diese Entwicklungen mit durchlief. Sein Spiel wirkt stets als ein Gemeinsames von Orgel und Organisation, ohne Spur von Raffinement, doch voll Geist und Seele. Das Publikum verstand ihn und wollte ihn nicht von der Orgel lassen.

Ernstes Bemühen um Form und Ausdruck sowie strenge Disziplin des Zusammenspiels muß man dem Tel-Aviv-Quartett bescheinigen, das sich mit einem Riceroar von Mordechat Seter (geb. 1916) einführte und in Beethoven Streichquartett F-Dur, op. 59/1 sowie in Mozarts Klarinettenquartett (unter Mitwirkung von Yona Ettlinger) der Tradition huldigte. Das Hintergründige ist noch nicht bewältigt, und auch im Äußerlichen gibt es noch Schönheitsfehler, zum Beispiel das lange und störende Stimmen zwischen den Sätzen. Doch gehen musische Impulse aus dem Spiel und springen auf die Hörerschaft über, vor allem von der Ehrlichkeit des Musizierens und des Sich-nicht-leicht-Machens. Man spürt fast körperlich den aufsteigenden Weg vom Viermannspiel zum vollendeten Quartett.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung