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Rund um die Orgel

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Kompositionen von Gerhard Lampersberg (Jahrgang 1928) stellte dei kannte Berliner Organist Ekke-lard von Garnier gemeinsam mi lern Bariton Günter Weber, Rem Zlemencic (Blockflöte) und einen deinen Solistenensemble in dei ^iaristenkirche vor. Besonders beeindruckte die hier uraufgeführt* .Jeremiade“ für Bariton, Blockflöte Saxophon, Trompete, Trommel, Or-;el und Kontrabaß (1970). Lampers->erg hat da eine Textstelle aus der Lamentationen des Jeremias in ex-)ressiv gefärbte melodische Struk-uren aufgelöst, mit aparten koloristischen Valeurs im instrumentaler Jereich untermalt. Und er lockert der Satz immer wieder durch Schein-.onalität, Einbeziehung tonarten-reien Raumes und musikalisch Mehrdeutigkeit. So auch in de: ,Musica luttosa“, einem impressio-lenreichen, dämmerigen Stück, einei :967 für den kurz vorher versterbe-len Musikwissenschaftler Alfrec Drei komponierten Trauermusik iggressive Momente, harte, auf dei Drgel grell registrierte Sekundrei-jungen werden gegen dunkle; Dahingleiten choralartiger Passager lusgespielt, Klangfarbeneffekte dei tegistrierung werden geschickt ge-lützt. In der bei den Piaristen erst-luf geführten Missa für Sprech-itimme, Klarinette, Saxophon [Yompete, kleine Trommel unc Contrabaß (1968) bevorzugt Lam-)ersberg die Gegenüberstellung vor >in paar aphoristischen Phrasen unc ichwebenden Akkordgruppen, teilweise in Extremlagen, die überdie: :ur Sprechstimme scharf kontrastieren. Vor allem das Abrupte, Stoß-lafte der Sprechstimmführung, di< expressionistisch anmutende Deklaration sind zu theatralisch. Überdies lörte man Kompositionen vor \lessiaen, Bach und Marcello, wif die Werke Lampersbergs in sehr akkuraten, klanglich delikaten, stimmungsreichen Wiedergaben. *

In den Details nicht recht ausgefeilt, : genauer: zuwenig geprobt wirkte die i Wiedergabe von Bachs h-Moll- i Messe mit dem Jeunesse-Chor im ] MusikuereiTi. So manche Chorpassa- i gen hätten da durchsichtiger, in den i Stimmführungen plastischer, in der Dynamik feiner differenziert werden i müssen. Dabei verstand es Günther Theuring, die Aufführung im ganzen : straff und zügig, in wohlausgewogenen Proportionen zu leiten, Monumentalität zu suggerieren und die einzelnen Teile richtig ausschwingen zu lassen. Im Solistenquartett machte Arleen Augers kultivierter, &#9632; schlanker Sopran den besten Eindruck. Yuko Tsujis Alt war Im „Qui sedes“ und im Duett überfordert, Kurt Equiluz zeigte im „Bene-dictus“ die lyrischen Qualitäten seines flexiblen Tenormaterials. Siegmund Nimsgern, ein vielversprechender junger Bassist, hätte vor allem im Ausdruck nicht hochdramatisch forcieren dürfen. Die Tonkünstler folgten akkurat Besondere Leistungen im Instrumentalsolistenreigen: Pierre Thibaud (Trompete), Thomas Kakuska (Violine) und Horst Böhm (Orgel).

Jean Guillou, Schüler von Dupre\ Durufle und Olivier Messiaen und seit 1963 an die Kirche Saint-Eustache in Paris verpflichtet, zählt zu den prominenten Organisten Frankreichs. Im Musikvereinssaal absolvierte er sein Wiener Debüt mit einem Programm, das ihn als souveränen Techniker auswies. Seine Interpretationen zeugen von hoher Spielkultur, Gefühl für stilistische Feinheiten, einem sehr persönlichen Geschmack. Vor allem in der Registrierung und Phrasierung, die von Guillous Neigung zur romantischen Kontrastzeichnung geprägt sind. Er liebt das Spielerische, elegante Figu-rationen, brillante Effekte. Gerade zwei Choräle Bachs gerieten da etwas äußerlich; gut ausgewogen und in den Steigerungen schön gebaut „Toccata, Adagio und Fuge“ (C-Dur), Präludium und Fuge (D-Dur) und das a-Moll-Concerto (nach Vivaldi). Besonders nahe liegen ihm die kapriziös dahintänzelnden Sätze Francois Couperins („Cro-morne sur la Taille“) und Daquins („Noel en sol“). Recht konventionell, wenngleich virtuos klingt seine eigene dreisätzige Sinfonietta, etwas pathosgeladen seine immerhin in den rhythmischen Kombinationen reizvolle Toccata.

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