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Konzerte
Eigentlich ist es erstaunlich, daß Andre Previn, der erfolgreiche Dirigent, Pianist, Film- und Jazzmusiker - von ihm stammt unter ande-' rem die Jazzversion von „My Fair Lady“ -, nicht schon früher seinen Einstand in den Wiener „Philharmonischen“ feiern konnte. Denn von den Salzburger Festspielen kennt er natürlich das Orchester und weiß es auch zu schätzen. Wie die Wiener Musiker auch ihn zu schätzen wissen. Nun also das Debüt des 48jährigen „London Sym-phony“-Chefs im Musikverein: mit Mozarts c-Moll-Klavierkonzert und Prokofieffs „Fünfter“. Vor allem Previns Auseinandersetzung mit dem russischen Werk wies ihn erneut als fulminanten Techniker aus. Als einen, der den Riecher für Effekte, für prunkvolle Entfaltung der einzelnen Instrumentalgruppen, für ungemein brillante Show hat. Er bringt jedenfalls die Philharmoniker in so heiklen Momenten wie den Allegro-Sätzen Prokofieffs zur Höchstleistung, treibt und jagt sie durch die Partitur, daß es blitzt und knallt. Als Pianist und Dirigent des Mozart-Konzerts begeistert er allerdings bei weitem nicht so: Da spielt er zwar einen feinen, nachgedunkelten Mozart mit weichem romantischem Anschlag und effektvoller Licht- und Schattenverteilung. Aber die Führung des Orchesters bleibt da eher leger. Viel Show, alles wirkt sehr dekorativ. Aber unter dieser eleganten Oberfläche wird nicht allzu viel Auseinandersetzung spürbar.
R. W.
Eine Schubert-Uraufführung im Schubert-Jahr: Der Musikverlag Doblinger lud zu diesem „singulä-ren Ereignis“ (Musikhochschulrektor Helmut Schwarz) in die Kirche St. Ursula, Hans Haselböck spielte drei Orgelfugen, die von Otto Biba (in dem 1968 von Christa Landon gehobenen Autographenschatz des Wiener Männergesangsvereins) identifiziert worden waren. Die drei „Fugen“ dürften aus dem Jahre 1812 stammen, also vom Ende der Konviktszeit und vor Beginn der großen- Liedproduktionr Die etwas locker-rhapsodisch gebauten Stük-ke, in denen neben Engführungen gerne immer neue> Gegensätze zu den angeführten Themen auftauchen, erhalten im neuen Deutsch-Verzeichnis der Werke Schuberts noch heuer „ihre“ Nummern: D 24 A (Fuge C-Dur), D 24 B (Fuge G-Dur) und 24 C (Fuge d-Moll). Um die stilvolle Umrahmung dieser Präsentation machten sich Martin Haselböck, der Wiener Männergesangsverein und Mitglieder der Wiener Philharmoniker unter Xaver Mayer, verdient.
Erich Leinsdorf am Pult der Symphoniker erinnert in manchem an den in Wien so geliebten Carlo Zecchi: unbekümmertes, musikalisches Spiel, grandseigneurale Nonchalance, unprätentiöse, aber genaue Zeichengebung. Daß dabei etwas durchaus Ansprechendes entsteht, weiß man, wenngleich keine hohen Ansprüche an die Präzision des Musizierens, an einen gut „durchhörbaren“, transparenten Klang gestellt werden dürfen. Im Konzerthaus hörte man so die Ouvertüre zu Beethovens „Geschöpfen des Prometheus“, sein drittes Klavierkonzert und die „Eroica“. Klaviersolist war Alfred Brendel. Er spielte vor allem die tragische Tonart: c-Moll; es War eine unwirsche Interpretation voll innerer Unruhe, selbst im brillanten Passagenwerk traten für Gedankenkürze ruckartige Hemmnisse auf, fehlte der ruhig-gewölbte Bogen der richtig gebauten inneren Spannung. Die Technik liegt in den Händen des Künstlers, die Seele aber ist - nicht nur nach Schnitzler - ein weites Land ...
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