Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Intelligente Politiker
Sind Politiker intelligent? Und - sollen sie es sein?
Es waren zwar schon mehrere politische Führer als Genies geschildert, aber da handelte es sich um eine sozusagen instinktive Genialität, die mit dem IQ nichts gemeinsam hat. Ich glaube nicht, daß Hitler, Stalin oder Mao sich hätten testen lassen. Jeder Versuch, sie mit menschlichen Kriterien zu messen, wäre doch für die Supergenies beleidigend. Ganz zu schweigen davon, daß in Ländern, in denen Genies regieren, die Bezeichnung „Intelligenzler” noch in höherem Maße ein Schimpfwort ist, als in anderen Ländern.
Daß man in Zukunft von Politikern eine Intelligenzprüfung verlangen wird, ist nicht sehr wahrscheinlich. Es wäre auch nicht ganz demokratisch. In einer Demokratie hat das Volk das Recht, jeden zu wählen, der Intelligenzzensus wäre eine Beschränkung.
Ein hochintelligenter Mann wäre auch kein typischer Vertreter seiner Wähler. Und dann - wenn man selbst in der Politik einen hohen IQ verlangte, wo sollen dann diejenigen Verwendung finden, die ihn nicht besitzen?
Schön wäre es aber. Das wäre endlich eine reale Aufgabe für die Vereinten Nationen.
Bei so einer allgemeinen Uberprüfung aller Politiker der Welt könnte man nebenbei einen Totalisator einrichten.
Mein Tip: Breschnjew und die Sowjetmarschälle. Sie werden so zwischen 217 und 301 Punkte erreichen, unter der Voraussetzung natürlich, daß sie in Moskau oder in Ost-Berlin getestet werden. Die Chefs der anderen Ostblockländer werden natürlich viel niedriger eingestuft werden, je nach ihrer Treue und Zuverlässigkeit. Die Tabelle wäre nicht uninteressant. Bestimmt wird es aber keiner wagen, die Moskauer zu übertreffen, das wäre Konterrevolution und hätte eine Invasion zufolge.
Schließlich wird auch in den demokratischen Ländern jeder Politiker einen Psychologen finden, der ihm bei der Prüfung helfen würde.
Also, ein Intelligenzzensus für Politiker wird auch nichts ändern.
Das beruhigt. Wozu braucht man in der Politik Intelligenz? Wem Gott das Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. Und der Verstand ist, wie bekannt, viel besser als die Intelligenz. Dazu hat er noch den Vorteil, daß man ihn nicht messen kann.
Wer weiß, ob intelligente Politiker nicht noch gefährlicher für die Welt wären. Und ob nicht der Wettbewerb um die IQ-Punkte zwischen Politikern verschiedener Länder einen neuen Grund für Prestigekonflikte schaffen könnte.
Vielleicht wäre aber doch gut, die Politiker zu testen, mindestens intern, in jedem Land extra, um festzustellen, welcher von ihnen fähig wäre, sich auch in einem anderen Beruf zu ernähren.
Wußten Sie schon,
Daß auf Krankenschein auch Scheinkranke behandelt werden?
Daß die Eltern intelligenter Kinder eher an Vererbung glauben?
Daß ein Fleischer gut abschneidet, wenn er schlecht abschneidet?
Daß Brücken reine Ubergangslösungen sind?
Daß auf einen ausgebildeten Arzt zehn eingebildete Kranke kommen?
Daß es wenig Sinn hat, einen langsamen Mitarbeiter auch noch zur Schnecke zu machen?
Daß man die meisten Fußballspieler nur mit Geld aus der Reserve locken kann?
(Aus: „FISCHE, DIE BELLEN, BEISSEN NICHT.” Von Werner Mitsch. Verlag Heinz und Margarete Letsch, Stuttgart.)
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!