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Kirche und SPÖ

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Seit 1967 gibt es regelmäßige öffentliche Begegnungen zwischen Vertretern der römisch-katholischen Kirche in Österreich und der SPÖ. Hinter verschlossenen Türen hat man einander praktisch seit 1945 immer wieder getroffen. Und das war gut so.

Dieser Feststellung bedarf es, weil Träumer und Utopisten bis heute glauben die nachhaltige Debakelserie der Volkspartei seit Jahren sei auf diesen Friedensschluß zurückzuführen. Wahr ist: Den spektakulärsten Wahltriumph errang die ÖVP in dem Jahr (1966), in dem die Kirche erstmals auch auf eine indirekte Wahlempfehlung verzichtete.

Für Vergeßliche sei noch einmal die Motivation dargelegt: Der Schutt des Bürgerkrieges mußte weggeräumt werden. Wenn die Kirche den Anspruch darauf erhebt, moralische Instanz zu sein, mußte sie diesen Schritt tun. Mit dem Dialog wurde nicht die SPÖ „getauft“, sondern anerkannt, was unbestreitbare Tatsache ist: daß es praktizierende Katholiken auch in der SPÖ gibt (und natürlich auch in anderen Parteien) und daß die Kirche daran größtes Interesse hat.

Umgekehrt war schon früher zur Kenntnis genommen worden, daß in der ÖVP nicht nur Christen aktiv sind - was ja wohl auch keiner komplizierten Beweisführung bedarf. Das alles sind eigentlich Selbstverständlichkeiten. Woran es noch immer mangelt, sind die Konsequenzen.

Diese heißen: Die Kirche kann nicht ihre Pastoral auf ÖVP-Bedürfnisse ausrichten. Aber Umgekehrtes gilt auch: Die Kirche kann von der ÖVP nicht erwarten, daß sie alle ihre Kastanien aus dem politischen Feuer holt.

Und ein Drittes: Der Abstand zur Kirche ist damit nicht für alle Parteien gleich geworden, wie eine oftmals Kardinal König unterstellte „Äquidi-stanz“-These lautet. Der Kardinal hat selbst oft genug gesagt: Diesen Abstand bestimmen die Parteien durch Personen, Programme und Praxis selbst.

Hier gilt heute wie vor 20 Jahren: Der Abstandist im Fall der Volkspartei noch immer deutlich am geringsten. Das ist eine Tatsache und keine Diskriminierung.

Über Personen, Programme und Praxis redet die Kirche heute richtigerweise mit allen demokratischen Parteien. Leiderhat man den Eindruck, daß jedesmal wieder von vorne angefangen werden muß und von einer „Fortführung“ des Dialogs wenig zu merken ist. Das galt auch für die vorwöchige Begegnung von Katholischer Aktion und SPÖ. Ein Grund mehr, den langen Atem weiter zu strapazieren. Es gibt keine Alternative dazu.

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