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Note: Nichtgenügend

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Eine unlängst abgeschlossene Studie „Universität und Demokratie in Österreich” (Projektleitung: Walter Rechberger) hat unter anderem auch nach den Funktionen der Universitäten gefragt, wieweit diese wichtig oder unwichtig seien, und, als zweite Frage, wie gut oder wie schlecht sie diese Funktionen erfüllen. Insgesamt wurden 1.546 Universitätsangehörige in Österreich befragt.

Demnach halten 82 Prozent der befragten Professoren die „Ausbildung von hochqualifizierten Fachleuten” für „sehr wichtig”, aber nur sieben Prozent glauben, daß die Universitäten diese Aufgabe auch „sehr gut” erfüllen, 42 Prozent meinen „eher gut”.

44 Prozent der Professoren sind der Uberzeugung, die Universität erfülle ihre Ausbildungsfunktion „eher schlecht”, fünf Prozent urteilen sogar mit „sehr schlecht”. Das bedeutet, daß 49 Prozent der österreichischen Hochschullehrer der Meinung sind, daß die Universitäten keine „hochqualifizierten Fachleute” ausbilden. Auch 45 Prozent der Universitätsassistenten und 41 Prozent der Studenten sind derselben Auffassung.

Die „Vorbereitung auf den künftigen Beruf” als weitere Aufgabe der Universitäten halten 45 Prozent der Studenten für „sehr wichtig”, 40 Prozent für „eher wichtig”.

Mehr als die Hälfte der Studierenden finden an den Universitäten aber eine „eher schlechte” Vorbereitung auf das Berufsleben, 21 Prozent sogar eine „sehr

schlechte”. Das bedeutet, daß sich fast zwei Drittel der Studenten durch das Universitätsstudium nicht ausreichend auf den Beruf vorbereitet fühlen.

Insgesamt glauben 62 Prozent der Universitätsbesucher, daß sie auf „Führungsrollen in der Gesellschaft” schlecht vorbereitet werden, was mehr als die Hälfte der Professoren bestätigen.

Auffallend schlecht erfüllen die Universitäten nach Ansicht der Befragten auch ihre Aufgabe, zur „Förderung der Entwicklung und der freien Entfaltung der Persönlichkeit” beizutragen: insgesamt 91 Prozent der Studenten halten dies für eine wichtige Funktion der Hochschulen („sehr wichtig”: 65 Prozent; „eher wichtig”: 26 Prozent), aber 82 Prozent der Studenten sind gleichzeitig der Meinung, daß die Universitäten dieser Aufgabe schlecht nachkommen („eher

schlecht”: 39 Prozent; „sehr schlecht”: 43 Prozent).

Würde man diese Umfrageergebnisse auf einer vierstufigen Notenskala (1 ist „sehr gut”, 4 ist „ungenügend”) ausdrücken, dann geben die befragten Studenten ihrer Universität die Note 3,2. Auch die Professoren schreiben der Hochschule nur 2,8, die Hochschulassistenten eine 2,9 ins Zeugnis.

Allein diese wenigen Daten müßten die Verantwortlichen alarmieren und eine sofortige Reform der österreichischen Universitäten in Gang setzen. Denn die Umfrageergebnisse zeigen deutlich, wie groß bereits das Unbehagen aller Universitätsangehörigen mit dem derzeitigen Zustand an den „Hohen Schulen” des Landes ist.

Der Autor ist Chefredakteur der „Academia” und Mitarbeiter der Studie „Universität und Demokratie in Österreich”.

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