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Bildungstagung über Akademikerarbeitslosigkeit
.A. kademikerarbeitslosigkeit ist für Österreich in den nächsten Jahren nicht zu erwarten - lediglich für Lehramtsabsolventen wird es Engpässe geben. Der Anteil an Akademikern ist in Österreich mit 3,1 Prozent geringer als in den westlichen Industrienationen (Bundesrepublik Deutschland 5,2 Prozent). Erst im Jahr 2000 dürfte für Österreich die 5-Prozent-Rate erreicht sein.
Solche Aussagen und Prognosen waren auf der ersten bildungswissenschaftlichen Tagung Ende September in Klagenfurt (Titel: „Hochschulexpansion und Beschäftigung"), die von Wissenschafts- und Sozialministerium getragen wurde, zu hören.
Zu hören war freilich auch1, daß es in Österreich einen katastrophal hohen Anteil an Studienabbrechern gibt: 40 bis 50 Prozent im Gegensatz zur Bundesrepublik mit der in neuen Untersuchungen erarbeiteten Zahl von nur fünf bis sechs Prozent. Hier scheint es dringend nötig, die Gründe zu untersuchen und die Vergleichsmöglichkeit zu prüfen.
Wo hierzulande Angst vor Akademikerarbeitslosigkeit existiert, handelt es sich um ein „importiertes Problembewußtsein" (Univ.-Prof. Hans Joachim Bodenhöfer, Klagenfurt). Unumgänglich ist freilich eine Änderung des Selbstverständnisses sowohl des Akademikers als auch der Universitäten. Künftig wird der Staat weniger, der private Sektor mehr Akademiker brauchen, wobei die Erreichung einer Führungsposition im oberen Bereich auch für den Akademiker eher zur Ausnahme als zur Regel gehören wird.
Also nicht weniger Akademiker, sondern Akademisierung des Beschäftigungssystems. „Die Hochschulen bilden nicht mehr nur für Spitzenpositionen aus, sondern auch für jene Tätigkeiten, die mit einem Arbeitnehmerschicksal verbunden sind" (Jürgen Jons, Gewerkschafter aus Frankfurt/Main), d. h. die Hochschulen sollten zwar nicht ausschließlich berufsorientiert lehren, aber doch Fragen und Probleme von Arbeitnehmern in ihre Ausbildung integrieren.
Das plötzliche Interesse der Gewerkschaften an den Universitäten fällt auf, denn in der Universitätsgeschichte seien „die Probleme der arbeitenden Bevölkerung kaum berücksichtigt und eher die geistigen Waffen gegen die Arbeiterbevölkerung geschmiedet worden" (Jons). Arbeitnehmerorganisationen fordern nicht nur Öffnung der Universitäten für alle Bevölkerungsschichten, sondern neben Information der Studenten über alle Fragen ihrer künftigen Berufstätigkeit auch Mitsprachemöglichkeit der Arbeitnehmerorganisationen bei Gesetzentwürfen im Hochschulbereich.
Was die Rolle der Frau betrifft, ging aus dem Referat von Marina Fischer-Kowalski (Institut für Höhere Studien, Wien) hervor, daß sich die Stellung der gebildeten Frau in den letzten Jahren gebessert, die der niedrig qualifizierten aber verschlechtert habe.
Jedenfalls: Keine Angst vor Arbeitslosigkeit aufgrund besserer Bildung. Das war der Grundtenor der ganzen Tagung.
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