Unsere Botschaft

Prof. Bruckmann erwähnte am ersten Tag, seiner Meinung nach bestünde zwischen den Weltmodellbauern 95 Prozent Ubereinstimmung, was die Ergebnisse ihrer Modelle anlangt…

Ich^möchte also’damit beginnen, wovon ich glaube, daß es das Gebiet der 95prozentigen Ubereinstimmung ist.

1. Es gibt keinen nicht-physischen oder technischen Grund, warum Grundbedürfnisse der Erdbevölkerung in der vorhersehbaren Zukunft nicht befriedigt werden können. Die Bedürf-

nisse werden nicht befriedigt aufgrund sozial, politisch und strukturell verschiedener Normen und Weltanschauungen, nicht aufgrund völligen physischen Mangels.

2. Bevölkerung und physisches Kapital können auf einem begrenzten Planeten nicht ewig wachsen.

3. Es gibt keine verläßliche oder vollständige Information über den Grad, bis zu dem die physische Umwelt der Erde die Nöte eines künftigen Bevölkerungs- und Kapitalwachstums aufsaugen und bewältigen kann. Es gibt eine Menge von Teilinformationen, die Optimisten optimistisch und Pessimisten pessimistisch lesen.

4. Wenn die Politik in den nächsten Jahrzehnten weitermacht wie bisher, wird dies zu keiner erstrebenswerten Zukunft oder überhaupt zur Bewältigung menschlicher Grundbedürfnisse führen. Es wird eine zunehmende Kluft zwischen Armen und Reichen bewirken, Probleme mit der Verfügbarkeit von Ressourcen, Zerstörung der Umwelt und für die meisten Menschen sich verschlechternde wirtschaftliche Bedingungen.

5. Aufgrund dieser Schwierigkeiten ist eine Fortsetzung laufender Trends keine wahrscheinliche Zukunft. In den nächsten drei Jahrzehnten wird das soziale und wirtschaftliche System der Erde sich in einer Ubergangsperiode befinden zu einem neuen Stadium, das sich nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ von der Gegenwart unterscheiden wird.

6. Das genaue Wesen dieses zukünftigen Stadiums, ob es besser oder schlechter als die Gegenwart sein wird, ist abhängig von Entscheidungen über Änderungen, die jetzt gemacht werden.

7. Politische Änderungen, die bald durchgeführt werden, werden mit weniger Aufwand mehr Wirkung haben als dieselben Änderungen, später durchgeführt. Zu dem Zeitpunkt, da ein Problem für jeden augenfällig ist, ist es oft zu spät, es zu lösen.

8. Obwohl technische Änderungen zu erwarten und notwendig sind, reicht keine Folge rein technischer Änderungen aus, um eine erstrebenswerte Zukunft herbeizuführen. Die Restrukturierung sozialer, ökonomischer und politischer Systeme erwies sich als wesentlich wirkungsvoller.

9. Die Verflochtenheiten zwischen Menschen und Nationen über Raum und Zeit hinweg sind größer, als man sich gemeinhin vorstellt. Handlungen, die zu einer Zeit in einem Teil der Erde gesetzt werden, haben weitreichende Konsequenzen, die man unmöglich intuitiv vorhersagen kann und wahrscheinlich auch nicht mit Computermodellen.

10. Aufgrund dieser Verflochtenheiten können einzelne einfache Messungen, in der Absicht, eng definierte Ziele zu erreichen, wahrscheinlich nicht ertragreich sein. Entscheidungen sollten im größtmöglichen Zusammenhang fallen, um Raum, Zeit und Wissensgebiete zu überschreiten.

11. Kooperation, um individuelle oder nationale Ziele zu errei-

chen, erweist sich auf lange Sicht oft als nützlicher für alle Parteien als Wettbewerb.

12. Viele Pläne, Programme und Ubereinkünfte, insbesondere komplexe internationale, sind auf Annahmen über die Welt aufgebaut, die entweder wechselseitig unvereinbar oder mit der physischen Realität unvereinbar sind.

Mein Eindruck ist, daß die meisten Menschen die meisten dieser Dinge wissen, aber nicht so handeln, als ob sie sie wüßten…

Ich glaube, daß einer der großen Dienste, die Weltmodelle geleistet haben und in einem viel größeren Ausmaß leisten könnten, als sie bisher getan haben, ist, diese sehr einfachen Botschaften zu legitimieren, für ihre Internationali-sierung zu arbeiten…

DonelUa Meadows war Mitautorin von „Die Grenzen des Wachstums".