Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Viel zu viel Mobilität
Der Transitverkehr durch Österreich wird als Be- drohung empfunden. Zurecht, weil er sich überwiegend auf der Straße abspielt. Prognosen. über seine Ausweitung geben Anlaß zu großer Sorge.
Das Problem wird sich aber nicht lösen lassen, wenn man nur den Transit zum Buhmann macht - die Schuld also ans Ausland abwälzt - und den Bau einzelner Autobahnabschnitte verhindert. Wir haben nicht primär ein Transit-, sondern ein Verkehrsproblem. Das zeigen die Verkehrserhebungen (Seite 10). Nicht im Inntal ist die Si- tuation am schwierigsten, son- dern im Raum Wien.
Es geht um eine allgemeine Verkehrseindämmung. Mit um- weltfreundlicherer Technik und Verlagerung ist es nicht getan, so wichtig beides auch sein wird. Steigerungen des Straßenver- kehrs von sieben Prozent jähr- lich sind auf Dauer nicht umzu- verlagern. Sie sind unerträglich. Unerträglich für die Umwelt:
Die dem Straßenverkehr zugeord- neten Umweltschäden belaufen sich auf jährlich 30 bis 60 Milliarden Schilling (Parlamentarische Aus- kunft Finanzminister Ferdinand Lacina März 1990). Damitsindnur die heute bekannten Schäden er- faßt, die unumkehrbaren Zerstörun- gen sind ja in ihren Folgen gar nicht absehbar. Die Umwelt setzt unserer Mobilität Grenzen: der Mobilität von Personen und Gütern.
Diesem Umstand gilt es beim Ausbau des Verkehrssystems Rech- nung zu tragen. Vor allem im Ost- en: Dort muß der Erneuerung des bestehenden Bahnnetzes absoluter Vorrang vor dem Neubau von Auto- bahnen haben. Genau das Gegen- teil aber zeichnet sich ab: westliche Bauunternehmen und Banken stür- zen sich auf Finanzierung und Bau von Autobahnen in Jugoslaivieti,
Ungarn (österreichische Firmen) in der CSFR und Ostdeutsch- land (deutsche Firmen). Wieder einmal kommt (verständliches) privatwirtschaftliches Interesse vor der volkswirtschaftlichen Vernunft.
Aber noch einmal: Selbst die Umorientierung von der Straße auf Bahn und Schiff wird das Problem nicht lösen, wenn unse- re Wirtschaft weiter wie bisher verkehrserregend ist, Mobilität als schlechthin positiv bewertet wird. Konkret müßte das heißen: Schluß mit denExportsubventio- nen, Schluß mit der Subventio- nierung von Zulieferbetrieben in- ternationaler Konzerne, drasti- sche Erhöhung der Treibstoff- preise (damit sie die wahren Kosten widerspiegeln), Förde- rung kleiner Produktionseinhei- ten, örtlicher Versorgung...
Das ist kein wirtschaftliches „Zurück auf die Bäume". Es ist die den heutigen Problemen Rechnung tragende und daher notwendige Umorientierung.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!