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Wider den Materialismus
ZUR ÜBERWINDUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN MATERIALISMUS, Karl Schmidt. Verlag Haupt, Basel 1968. S 511.—, sFr. 22.—.
Karl Schmidt legt uns eine neuerliche Rettung des Abendlandes nahe, und zwar durch seinen Versuch, den „wissenschaftlichen Materialismus“ zu überwinden. Die Beweislast soll dabei die Naturwissenschaft selbst tragen. Daher nennt der Autor seine, das Abendland rettende Position „naturrphilosophischen Glauben“, wozu ihn offenbar die nichtige Einsicht bewegt, daß der Antrieb, durch die Naturwissenschaft und in der Naturwissenschaft Beweise für oder gegen den Materialismus zu suchen, ein „Vorurteil“ darstellt. De facto aber beschränkt sich Schmidts „natur-philosophischer Glauben“ auf einen Glauiben an diejenigen Naturwissenschaftler wie Heisenberg, Weizsäcker und ähnliche, die sich — durch die großen Erfolge in ihrem Fach ermutigt — zusätzlich noch als philosophische Amateure betätigen. So wird einmal mehr die naive Abteilung der Freiheit aus Relativitätstheorie und Unschärferelation referiert. Auf ähnlichem Niveau bewegt sich die Geschichtsdeutung dieser abendländischen Rettung, wobei einmal mehr die tragische Abwertung des Individuums bedauert wird und es der Masse abgesprochen wird, Träger des geschichtlichen Prozesses sein zu können. Damit sei auch er-
wiesen, daß die Philosophen Hegel und Marx (von denen Schmidt nur aus der Sekundärliteratur gehört hat) einen Holzweg eingeschlagen hätten. In diesem Tone geht es vom Anorganischen bis zur Mission der gesamten Menschheit.
Bernhard Pesendorfer
LICHT UM MITTERNACHT. Fünf Jahre in der Welt der Verfemten. Von Erica Wallach. Verlag Piper. 528 Seiten. DM 25.—.
Eine Autobiographie mit der Spannung eines Krimd'nalromans: ein SpionagethrdUer ohne Spion! Erica Wallach, journalistisch und parteipolitisch tätig, Frau und Mutter, wurde 1950 in Ost-Berlin als angebliche Spionin in eine Falle gelockt und verhaftet, 1952 zum Tode verurteilt, in die Sowjetunion gebracht und 1953 zu 15 Jahren Arbeitslager „begnadigt“. 1955 wurde sie dann im nachstalindstischen Tauwetter mit offizieller Entschuldigung der Sowjetunion freigelassen. Es ist die tragische Geschichte eines Menschen, der selbst in tiefster Erniedrigung nie seine Selbstachtung und seinen Stolz verlor und das grausame, harte, fast tödliche, von Irren und Wirren zerrüttete Schicksal meisterte. Tiefe Einblicke in die einstige (?) Behandlung und Mißhandlung von Gefangenen hinter dem Eisernen Vorhang.
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