Benzinkrise in Großbritannien: Lost in Lieferketten
Großbritanniens Wirtschaft bekommt die Abwanderung von Billigarbeitskräften aus der EU schmerzhaft zu spüren. Die aktuelle Benzinkrise ist nur die Spitze des Eisberges.
Großbritanniens Wirtschaft bekommt die Abwanderung von Billigarbeitskräften aus der EU schmerzhaft zu spüren. Die aktuelle Benzinkrise ist nur die Spitze des Eisberges.
Die Liste an Dingen, die im Vereinigten Königreich derzeit knapp werden, ist mit der Vorwoche wieder länger: um Lebensmittel, LKW-Fahrer und Kohlendioxid, vor allem aber auch um Benzin. Einzelhändler warnen jetzt sogar davor, dass Weihnachten ruiniert werden könnte, weil Spielzeug, Luxusgüter und Truthähne rar werden.
Lange Warteschlangen und Berichte, dass Schlüsselarbeitskräfte wie Pfleger, nicht reisen können, beherrschen die Nachrichten. Ebenso Bilder von leeren Supermarktregalen. Kommentatoren vergleichen die aktuelle Misere des Vereinigten Königreichs bereits mit dem „Winter der Unzufriedenheit“ in den Jahren 1978-1979, als das Land durch Inflation, Massenarbeitslosigkeit und Streiks gelähmt war.
Die Panik an den Tankstellen hat nun dazu geführt, dass nicht mehr als 30 Pfund ausgegeben werden dürfen und die Armee zur Unterstützung bei der Auslieferung von Waren hilft. Die Nerven liegen blank: Da wurde ein wütender Autofahrer bereits gefilmt, wie er an einer Tankstelle ein Messer auf einen Kunden vor ihm richtet.
Eine Woche nach der Lockerung der Wettbewerbsregeln für Mineralölunternehmen sind nun 20 Prozent der Tankstellen im Südosten des Landes immer noch trocken. Im Rest des Vereinigten Königreichs hat sich die Lage in zumindest diesem Bereich etwas beruhigt. Regierung und Mineralölindustrie betonen nun, dass es nie einen Kraftstoffmangel gegeben habe, sondern nur einen Mangel an LKW-Fahrern. Aber dennoch: Der Kraftstoffpreis ist auf ein Achtjahreshoch gestiegen, was wiederum zu Panikkäufen geführt hat.
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