Spanien

Neuwahlen in Spanien: Ultrarechte "Vox" ködert Jugend

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Vor den vorgezogenen Neuwahlen in Spanien versucht die „Vox“-Partei Neuwähler(innen) mit franquistischer Diktion zu ködern. Mit Erfolg. Nicht zuletzt aufgrund der Geschichtsunwissenheit der spanischen Jugend.

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Vor den vorgezogenen Neuwahlen in Spanien versucht die „Vox“-Partei Neuwähler(innen) mit franquistischer Diktion zu ködern. Mit Erfolg. Nicht zuletzt aufgrund der Geschichtsunwissenheit der spanischen Jugend.

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Es ist die Generation 50 plus, die einen Rechtsruck befeuert – so die gängige Erklärung von Wahlforschern, wenn es darum geht, warum Rechtspopulisten in einem Land großen Zulauf finden. Der Brexit wird auf dieses Phänomen zurückgeführt, genauso wie Melonis postfaschistische „Fratelli d‘Italia“ an der Spitze Italiens, Polens „PiS“, der Aufstieg der „Alternative für Deutschland“, die Popularität von Marine Le Pen in Frankreich und nicht zuletzt das Umfragehoch der FPÖ.

In der Tat schaffen es einschlägige Parteien und Bewegungen immer wieder, vor allem einem älteren (und oftmals männlichen) Teil der Bevölkerung glaubhaft zu vermitteln, sie würden alles daransetzen „die guten alten Zeiten“ zu reaktivieren. Sie geben vor „bewährte“ Normen und Regeln wertzuschätzen, während diese von (radikalen) Klimaschützern, LGBT*-Aktivisten, der Queer-Community und/oder „links-linken Weltverbesserern“ gegenwärtig mit Füßen getreten würden.

„Doppelköpfiges Monster“

Spätestens am 23. Juli, wenn in Spanien nach den vorgezogenen Neuwahlen die Wahllokale schließen, die ersten Hochrechnungen ausgestrahlt werden, dann könnte in Europa ein zusätzliches Narrativ auf den Plan treten: Die Geschichtsunwissenheit der Jugend – als Begründung für den Höhenflug der „Vox“ (zu deutsch: Stimme). So dürfte laut Prognosen die Sozialistische Partei PSOE von Ministerpräsident Pedro Sánchez abgewählt werden und an dessen Stelle die zweite große Volkspartei – die konservative Partido Popular (PP) – als stärkste Kraft hervorgehen. Diese wiederum buhlt um die Unterstützung der rechtsextremen Partei Vox, die als potenzielle Koalitionspartnerin gehandelt wird, um Spitzenkandidat Alberto Núñez Feijóo ins Amt des Regierungschefs zu heben.

Ein Tandem, das auf kommunaler Ebene bereits Bündnisse eingegangen ist und von der jeweiligen Opposition als „doppelköpfiges Monster“ geschmäht wird. Vox, angeführt von Santiago Abascal (47), ist keine zehn Jahre alt. Die Partei wurde Ende 2013 von ein paar unzufriedenen PP-Politikern gegründet, die sich eine energische Strategie gegen die Zersplitterung Spaniens wünschten. Das war keine Sorge, die viele Spanier teilten – bis zum Herbst 2017, als die katalanische Regionalregierung ein illegales Unabhängigkeitsreferendum organisierte. Die Stimmung im Rest des Landes kippte fast von einem Tag auf den anderen.

Im Dezember 2018 zog die Partei mit knapp 11 Prozent ins andalusische Regionalparlament ein, bei den nationalen Parlamentswahlen im April 2019 kam sie auf gut 10 Prozent, bei den Neuwahlen sieben Monate später auf 15 Prozent.

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