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Das wichtige Ergebnis von 1923

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Alles in allem dürften verläßliche Ziffern für die Sprachslowenen in Kärnten in der ganzen Zeit von 1923 bis heute nur im Rahmen der Zählungsergebnisse 1939 ermittelt worden sein. 1923 kann im großen und ganzen noch als richtig gelten, 1934 ereigneten sich Beeinflussungen zuungunsten der Slowenen, die in einer slowenischen Völkerbundbeschwerde ihren Niederschlag gefunden haben und auch österreichi-scherseits wenigstens teilweise als richtig zugegeben wurden28. Die Zunahme von 1923 bis 1939 kann nach dem natürlichen Zuwachs mit einer absoluten Ziffer von rund 6000 als richtig gelten, auch wenn eine Zunahme um rund 18.5 Prozent innerhalb von 16 Jahren hoch erscheint. Dazu muß man aber berücksichtigen, daß die Slowenen eine hohe Geburtenrate haben, was zum Beispiel allein für die zehn Jahre von 1951

bis 1961 durch eine weit über zehn-prozentige Bevölkerungszunahme nur durch die Geburtenbilanz in den Bezirken Villach-Land (bei einem Ausgangswert von 69.877 Geburtenzuwachs 7325) zum Ausdruck kommt29, wobei die gemischtsprachigen Gemeinden an der Spitze stehen. Die Alterspyramide der Slowenen nach der Zählung 1939, die sowohl hinsichtlich der Sprach- wie der Volksslowenen erhoben wurde30, zeigt die hohe Geburtenfreudigkeit der Slowenen, indem 10,5 Prozent der Angehörigen der Volksgruppe den Altersstufen unter 6 Jahren angehörte.

Wenn bei einer Fragestellung 1961 gegenüber 1951 so viel weniger Sprachslowenen gezählt wurden, so muß an diesem Zählbild irgend etwas nicht stimmen. Zwar betrug, wie die Tabelle zeigt, die Summe der Personen mit Angabe „slowenisch“ und „slowenisch/deutsch“ 1961 11.505 (ohne die Ausländer und Staatenlosen: 10.524) und somit war der Rückgang gegenüber 1951 (13.712

Personen dieser Gruppe) erheblich geringer als bei den anderen Varianten, aber auch bei den sogenannten Windischen kann der Rückgang nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen in Einklang gebracht werden. Wenn man zum Beispiel in Gemeinden, von denen jeder Kundige weiß, daß sie auch heute noch reinsprachig slowenisch sind, wie Zell (bis auf einige Arbeiter am Freibach-Kraftwerk) und Vellach. schon eine größere Zahl Personen verzeichnet findet, die als Umgangssprache „deutsch“ oder „deutsch/windisch“ oder „windisch/deutsch“ angaben, so ist diese Ziffer unmöglich mit den Tatsachen in Einklang.

Anläßlich der Volkszählung 1951 haben Wissenschaftler aus Slowenien in sorgsamer Detailarbeit solche Veränderungen mit Binnenwanderung zu erklären versucht31, aber auch dies vermag das Rätsel nicht zu lösen. Im übrigen kann sehr leicht durch das Hineintragen politischer Elemente in den Zählvorgang ein falsches Ergebnis herauskommen. Wie leicht so etwas geschehen kann, zeigt zum Beispiel die dem Verfasser bekannt gewordene Tatsache, daß das österreichische Statistische Zentralamt für die Veröffentlichung der Zählergebnisse 1961 die Personen der Rubriken „deutsch“, „deutsch/windisch“ und „deutsch/ slowenisch“ unter eine einheitliche Oberrubrik „deutsch“ setzen wollte und erst auf einen entsprechenden Einwand sowohl des Bundesministers Dr. Kreisky wie der zuständigen Abteilung des Bundesministeriums für Inneres eine solche Verformung der Zählergebnisse unterblieb. (Dieser Zwischenfall war dann Anlaß für die sehr verspätete Herausgabe von Heft 13 der Volkszählungsergebnisse 1961.)

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