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Rowohlts Deutsche Enzyklopädie

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Konjunkturen und Krisen. Von Günter Schmöl-ders. Band 3. 138 Seiten.

Die Krise galt nach unserer Erfahrung als etwas, das zur Natur der Wirtschaft gehörte wie die Krankheit zum lebendigen Körper. Daher schien für die Wissenschaft die Krisen erklärung wichtiger als die Methodik der Krisen Verhinderung. Der deutsche Nationalökonom Schmölders, durch seine finanzwissenschaftlichen Abhandlungen bekannt, legt nun in Band 3 von Rowohlts deutscher Enzyklopädie ein in klassischer Kürze gehaltenes Werk ,über die Theorie der Konjunkturen und der in ihnen eingefaßten Krisen vor, wobei vor allem der Theorie der Krisenbekämpfung die besondere Aufmerksamkeit des Autors gilt. Daneben beschäftigt sich der Verfasser mit den zum Thema gehörenden Grenzfragen und bietet so eine ausgezeichnete Einführung in ein wesentliches Kapitel der Wirtschaftstheorie.

Der sozialistische Staat der Inka. Von Louis Baudin. Band 16. 150 Seiten.

Der Verfasser, eigentlich Nationalökonom, betritt die Bereiche eines Grenzgebietes, nämlich der Sozial-und Wirtschaftsgeschichte, und bietet eine ausgezeichnete und flüssig geschriebene Studie über die Kultur und die Wirtschaftsformen der Inkas, die es vermochten, in ihrem Land .vollendete wirtschaftUche. Organisationsweise in der Denkweise des Sozialismus zu konstituieren. In umfangreichen und quellenmäßig reich belegten Darstellungen zeigt Baudin, wie die Apparatur des sozialistischen Experimentes funktionierte und welche Folgen es für die Eigenart der Menschen und ihr Denken schließlich hatte. Der Verfasser geht aber über das eigentliche Thema hinaus und untersucht auch die Gesellschaft der Inkas nach ihrer Unterwerfung durch die Spanier, so daß das Werk den Charakter einer Gesamtschilderung der Inkaepoche annimmt.

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Welternährungswirtschaft. Von Fritz B a a d e. Band 29. 174 Seiten.

Der bekannte deutsche sozialistische Wirtschaftsund insbesondere Agrarfachmann gibt einen Abriß der Welternährungspolitik von heute. Die pessimistischen Annahmen eines Malthus (durch Steigen der Bevölkerungsziffern sinkt das je Kopf verfügbare Nahrungsquantum) sind durch die Wirklichkeit nicht als richtig bewiesen worden. Was die gegenwärtige Situation betrifft, so zeigt sich die Not nicht als eine Nahrungsmittel-, sondern als eine Wohnraumnot. Der Nahrungsspielraum kann dagegen noch erheblich vergrößert werden (der Autor spricht von einer Verzehnfachung), wenn man etwa den Wasserhaushalt mit den neuen Erfordernissen abstimmt und ähnliches. Der Autor gibt uns Ausblicke auf die Entwicklung der Nahrungsmitteldarbietung von morgen, wobei er glaubt, daß das Problem eher das der Begrenzung der Verkaufsmöglichkeiten der Nahrungsmittel als das des Mangels sein wird, um so mehr als man eine weitere Perfektionierung der Erzeugungsweisen der Lebensmittel erwarten muß.

Psychologie der industriellen Leistung. Von

J. A. C. B r o w n. Band 30. 168 Seiten.

Der Verfasser (Heeres- und später Betriebspsychologe) hat seine Studien auf das Verhalten des Menschen im Erwerbsvollzug gerichtet. Die bisherigen Versuche, die Leistungen des Arbeiters zu steigern, waren durch eine Vernachlässigung der psychologischen Komponenten gekennzeichnet. Später glaubte man, ausschließlich vom Lohn und vom Mehrlohn her neue Anreize zu schaffen, erfuhr aber, daß darüber, über das Lohninteresse hinaus, eine Reihe von unwägbaren Bestimmungspunkten bei der Leistungshergabe wirksam sind. Mit einem sozialgeschichtlichen Einblick gibt der Autor eine Theorie der menschlichen Beziehungen, spart nicht mit Kritik am System Freuds und versteht die Wirtschaft als Markt von Wunsch und Gegenwunsch. Besonders werden, die Versuche von Mayo beachtet, des kühnsten Experimentators, was das Verhalten des Menschen an seiner Arbeitsstätte betrifft. Was an modernen Kenntnissen in der Frage der Natur des Betriebes vorhanden ist, wird in einer prägnanten Weise dargestellt.

Die Gewerkschaften. Von Franz Josef Furt-w ä n gl e r.-Band 34. 150 Seiten.

Der Verfasser — Mitglied der sozialistischen Gruppe im DGB — gibt eine sachliche Einführung in das Phänomen der Gewerkschaften, die heute nicht Klassenkampforganisation, sondern mehr ein Element der Ordnung in der Gesellschaft sind. Das Werk ist keine Theorie der Gewerkschaften als Ganzes, sondern eine umfangreiche Einführung in das Organi-sationsgefüge der deutschen Gewerkschaften und ihre Geschichte, wie in die Bedingungen, die zum Entstehen von Gewerkschaften beigetragen haben.

Gruppendynamik. Von Peter R. H o f s t ä 11 e r. Band 38. 196 Seiten.

Der bekannte Wiener Sozialpsychologe (derzeit in Wilhelmshaven lehrend) gibt mit seinem Buch einen Katalog der bedeutsamsten Untersuchungsergebnisse, die sich auf die menschliche Gruppe in ihrem typischen Verhalten beziehen, sowie eine Einführung in das Gesamtproblem der Gruppe, die immer mehr, nach der Fixierung der Forschung von ehedem auf die Masse und das Individuum, beachtet wird. Die Ablehnung der Masse, interessanterweise besonders nachdrücklich durch die Masse selbst, bezeichnete der Verfasser als Mode! Daher scheint dem Verfasser eine Entmythologisierung des Problems und die Behebung der Angst vor der Masse geboten, gibt es doch bereits so etwas wie eine Illusion des Masseseins. Ganz ausgezeichnet ist die Fülle der gebotenen Begriffe zur Natur der Gruppe, die unter anderem eine Chance des Fehlerausgleiches und der Kraftaddition von einzelnen ist. Darüber hinaus gibt Hofstätter Ergebnisse von Untersuchungen des Gruppenverhaltens gleichsam im Labor.

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