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Heilkunde für alle

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Glaser gibt in seiner Broschüre eine klare und allgemein verständliche Einführung in die Probleme des Sexuallebens vom Standpunkt des Arztes. Sein Standpunkt ist der der positivistischen Wissenschaft. Daß gerade das Sexualproblem universalistische Betrachtungsweise erfordert, muß sich im ärztlichen Denken noch durchsetzen. So bleibt der Verfasser noch jenen evolutionistischen Vorstellungen verbunden, die, nur auf die biologische Seite der Probleme eingestellt, den prinzipiellen Unterschied zwischen menschlicher und tierischer Sexualität nicht anerkennen. Der Verfasser hält daher fest an der Theorie einer ursprünglichen Promiskuität, wie sie von Bachofen und Morgan vertreten wurde; an der Annahme des „Konzeption a 1 i s m u s“, nach welcher primitiven Völkern der Kausalzusammenhang zwischen Sexualverkehr, Konzeption und Geburt unbekannt sein soll; der allmählichen Entwicklung der Familie aus der „Urhorde“ und dergleichen. Die moderne Ethnologie und Soziologie hat jedoch, vor allem durch ihre maßgebenden Vertreter der Wiener Schule (W. Schmidt, Koppers und andere) diesen evolutionistischen Annahmen längst den Boden entzogen.

Auf Seite 108 erörtert der Verfasser Fälle von Frigidität bei Frauen, wo die Geschlechtskälte durch die Angst vor Schwangerschaft verursacht ist. Er empfiehlt in solchen Fällen, der Arzt soll die Frau über Schwangerschaftsverhütung informieren und ihr ein Pessar geben, wodurch er sie von ihrer Frigidität befreit.

Hiezu ist zu bemerken: Gewiß gibt es Fälle, in denen Frigidität auch durch Angst vor Schwangerschaft verursacht ist. In solchen Fällen erweist aber der Arzt der Frau den besseren Dienst, wenn er sie von dieser Angst befreit, als wenn er ihr Schutzmittel empfiehlt und appliziert Denn die Erfahrung lehrt, daß in einer weit größeren Zahl von Fällen die Störungen der Sexualempfindung bei der Frau durch die Gewöhnung an Verhütungsmittel verursacht sind. Das Pessar ist daher ein bedenklicher Ausweg.

Abgesehen von diesen prinzipiellen Einwendungen muß aber festgestellt werden, daß das Büchlein in sympathischer und ansprechender Weise das schwierige Thema dezent und vornehm behandelt. Es spricht daraus ein gütiger Arzt der alten Schule, der nun einmal seine positivistische Herkunft und Schulung nicht mehr verleugnen kann. Dies soll nicht hindern, anzuerkennen, daß das Büchlein in der neueren Sexualliteratur eine bedeutsame Leistung darstellt.

Stein hat den Hautkrankheiten etwa dreimal mehr Raum als den Geschlechtskrankheiten gewidmet. Es handelt sich um eine gute populäre Darstellung, die auch wissenschaftlich einwandfrei ist.

Mandl gibt eine Einführung über die 1-läufigkeit des Karzinoms und seine soziale Bedeutung; über die Theorien der Geschwulst- und Krebsentstehung; über krebsfeindliche Diät, über die psychologische Einstellung des Kranken, über Gesundenunter-suchung, Krebsambulanzen, Krebsprophylaxe. Sie ist daher vom sozialhygienischen Gesichtspunkt bedeutsam. Auf Einzelheiten einzugehen, hält der Referent sich auch hier nicht für kompetent.

Zur Ausstattung sei lobend erwähnt das gute Papier vlnd der saubere Druck; bemängelt werden muß die Geschmacklosigkeit der Einbände, besonders bei dem Heft „Kampf gegen die Krebskrankheit“. Die Verleger sollten auch bei populärmedizinischen Schriften derart „reißerische“ Umschlagentwürfe ablehnen und die schlichteste Ausstattung als die würdigste und vornehmste betrachten, wie es bei medizinischen Werken stets guter Brauch war. Univ.-Dozent DDDr.A.Niedermeyer

Kleines psychologisches Lexikon, ein Fachwörterbuch. Verlag A. Sexl, Wien 1949.

Klare Begriffe gehören zu den wichtigsten „Werkzeugen“ nicht nur für den Psychologen, sondern für jeden, der in verwandten Fachgebieten arbeitet. Hier wird von den fünf Verfassern, Vertretern der Wiener Psychologenschule, in Lexikonanordnung auf 293 Seiten, also in knappster Form, eine Zusammenstellung der wichtigsten Fachausdrücke der Psychologie und ihrer engsten Nachbargebiete (besonders der Medizin, vor allem der Neurologie, der Psychiatrie und der psychotherapeutischen Lehren) geboten. Bei aller Kürze wird das Wesen der oft sehr komplizierten Begriffe ausgezeichnet umschrieben. Auch die wichtigsten Forscher werden nach Lebensdaten und Hauptwerken berücksichtigt, vielfältige Verweisungen vermitteln Zusammenhänge, ausreichende Literaturangaben erleidi-tern das Eindringen in einzelne Gebiete.

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