Licht auf unsere Blindheit
Achtsamkeitsübungen öffnen die Wahrnehmung hin zu bislang verborgenen Zusammenhängen. Genau das ist es, was zur Bewältigung der Klimakrise nötig ist: die Fähigkeit, die Konsequenzen des Handelns möglichst umfassend einzubeziehen.
Achtsamkeitsübungen öffnen die Wahrnehmung hin zu bislang verborgenen Zusammenhängen. Genau das ist es, was zur Bewältigung der Klimakrise nötig ist: die Fähigkeit, die Konsequenzen des Handelns möglichst umfassend einzubeziehen.
Unwetter und Hitze, Stürme und sich erwärmende Ozeane: Die einen sehen darin die ersten Anzeichen einer klimatischen Katastrophe, die anderen weisen darauf hin, dass es immer schon solche Ereignisse gab. Wissenschafter(innen) warnten bereits in den 1980er Jahren vor einer kommenden Klimakatastrophe; große Konzerne wie Shell und Exxon dagegen hielten entsprechende Forschungsergebnisse seit damals unter Verschluss. Diese widersprüchlichen Tendenzen in Sachen Klimaproblem sind ein Teil dessen, warum Entscheidungen in Klimafragen so schwierig und gesellschaftlich umstritten sind. Zudem sind die zu erwartenden Probleme so groß, dass bei vielen angesichts der Veränderungen eine Art „kognitive Blindheit“ auftritt. Oder, um den Dichter Christian Morgenstern mit seinen doppelbödigen „Galgenliedern“ zu zitieren: „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Was mit kognitiver Blindheit („Change Blindness“) gemeint ist, verdeutlicht u. a. ein Experiment der beiden Psychologen Daniel Simons und Christopher Chabris aus dem Jahr 1999. Ein kurzer Film zeigt Basketball spielende junge Leute, die Versuchspersonen sollen zählen, wie oft die weiß bzw. schwarz gekleidete Mannschaft den Ball hat. Während die Kids den Ball hin und her werfen, tritt eine als Gorilla kostümierte Person auf, bleibt zwischen den Spielenden stehen, trommelt sich auf die Brust und verschwindet wieder aus dem Bild. Doch sieht deutlich mehr als die Hälfte der Versuchspersonen den Gorilla nicht, da sie mit dem Zählen der Bälle beschäftigt sind. Beim zweiten Durchlauf des Films – alle wissen nun, dass ein Mensch in Gorillaverkleidung auftritt – ist die Überraschung groß, da die Figur einfach nicht zu übersehen ist.
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