6875078-1978_40_31.jpg
Digital In Arbeit

50 Prozent gegen ORF-Monopol

Werbung
Werbung
Werbung

Noch ist keinesfalls endgültig geklärt, ob für die verschiedenen Möglichkeiten des Kabelfernsehens ein Bedarf und ausreichendes Interesse vorhanden ist. Daß aber grundsätzlich Chancen für das Kabelfernsehen vorhanden sind, hat auch eine im Frühjahr 1978 durchgeführte IMAS-Umfrage ergeben.

Immerhin halten es 50 Prozent der oberösterreichischen Bevölkerung für richtig, daß neben dem ORF auch andere Gesellschaften TV-Programme ausstrahlen dürfen. 25 Prozent halten das nicht für richtig, 25 Prozent sind unentschieden. Insbesondere sind die jüngeren und städtischen Wähler gegen das ORF-Monopol.

Auch die Einführung eines regionalen Bundesländerfernsehens stößt auf breite Zustimmung. 56 Prozent der oö. Bevölkerung würden die Einführung begrüßen, nur 19 Prozent sind dagegen. Diesem relativ starken regionalen Informationsbedürfnis könnte die Einführung eines eigenen regionalen Kabelfernsehens, eine entsprechende Änderung des derzeitigen Rundfunkgesetzes vorausgesetzt, Rechnung tragen.

Natürlich war auch in Oberösterreich nicht die bestehende Möglichkeit, die BRD-Programme zu verbreiten, sondern vor allem der Wunsch, in Zukunft eigene Programme produzieren und verbreiten zu können, der Grund dafür, daß das ÖVP-dominier-te Land Oberösterreich und die drei SP-regierten Statutarstädte Linz, Wels und Steyr eigene Kabel-TV-Ge-sellschaften gegründet haben.

Aufgabe der derzeit zu 100 Prozent im Eigentum des Landes befindlichen „00. Kabelfernseh-Gesell-schaft m.b.H.“ - sie soll sich zu einem späteren Zeitpunkt auch anderen Interessenten öffnen - ist laut Auftrag der oö. Landesregierung:

• die ausländischen Programme zu besorgen,

• die überörtliche Versorgungsplanung (Richtfunkplanung) zu veranlassen und daraus resultierende Investitionen zu genehmigen,

• auf einen gewissen Lastenausgleich zwischen Ballungsgebieten und den übrigen Versorgungsräumen hinzuwirken und schließlich

• für einen einheitlichen technischen Standard der entstehenden Ortsanlagen zu sorgen.

Die Planungen für diese Vorhaben sind in den letzten Wochen begonnen worden und sollen landesweit wirksam werden. Eine Ortsverkabelung durch die oö. Landesgesellschaft, wird wegen der bereits bestehenden Ortsgesellschaften nur subsidär möglich und sinnvoll sein.

Neben der Landesgesellschaft, deren Gründung übrigens einstimmig

von der oö. Landesregierung beschlossen wurde und deren Aufgabe in erster Linie die überregionale Zuführung und Einspeisung der Programmsignale in bereits bestehende oder zu bauende Ortskabelanlagen sein wird, konkurrieren im Ballungsraum Linz derzeit (neben einigen kleineren Privatgesellschaften) die ÖVP-nahe RUFES-Ges.m.b.H. und die gemeindeeigene LiWeSt.

Die RUFES war die erste Gesellschaft, die bei der zuständigen Fernmeldebehörde die entsprechenden Anträge und notwendigen Unterlagen auf „Bewilligung zur Errichtung und zum Betrieb einer Antennenanlage für den Versorgungsbereich der Stadt Linz und ihrer Umlandge-meinden“ gestellt hat. Sie konnte sich dabei bereits auf eine Empfangsanlage stützen, die bereits vor dem 1.7.1977 (Neues Kabelfern-seh-Gesetz) in Betrieb genommen wurde und mit der die Versorgung eines großen Teiles des Stadtgebietes von Linz gewährleistet ist

Die LiWeSt-Kabelfernsehgesell-schaft, die aus den drei Statutarstäd-ten besteht und eine einheitliche Kabel-TV-Versorgung des oö. Ballungsraumes anstrebt, hat eine Betriebsgesellschaft gegründet, an der die Firma Siemens mit 85 Prozent, die Elektro-Bau-AG mit zehn Prozent und die LiWeSt mit fünf Prozent beteiligt ist. Wobei sich LiWeSt alle Programm- und Gebührenrechte gesichert hat („Wiener Modell“). Die LiWeSt verfügt aber bis heute über keine in Betrieb befindliche Empfangsanlage.

Neben den erwähnten Gesellschaften gibt es aber landesweit bereits eine Reihe von „Kabelfernseh-Be-treibern“, die ausländische Programme verbreiten. Vor allem handelt es sich dabei um örtliche Gewerbebetriebe, aber auch um einige Gemeinden und um Wohnungsgenossenschaften.

In rund 55 der 445 oö. Gemeinden gibt es bereits in Betrieb befindliche Kabelfernsehanlagen, in weiteren 25 Gemeinden sind solche geplant oder in Bau.

Das größte geschlossene Projekt ist zweifellos in Vöcklabruck entständen, wo Gemeinde und Fremdenverkehrsverband eine Gesellschaft gebildet und die Firma Siemens mit dem Aufbau eines Kabelsystems betraut haben, an das bisher rund 2500 Haushalte angeschlossen sind. Ahnlich große Teilverkabelungen (Inselverkabelungen) von privaten Firmen wurden bereits in Teilen von Linz und Steyr und einigen mittleren oö. Gemeinden, wie Ebensee, durchgeführt.

(Der Autor ist Landesparteisekretär der ÖVP Oberösterreich)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung