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Und das Programm?

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Alle drei im Öberösterreichischen Landtag vertretenen Parteien basteln derzeit an der Zukunft der Medienlandschaft im Land ob der Enns: Sie stellen die Weichen für das Kabelfemsehen. Sö wie in anderen Ländern suchen sich natürlich auch in Oberösterreich die Parteien einen möglichst großen Einfluß auf das neue Medium zu sichern.

Und gerade die Volkspartei mag sich dabei mit Unbehagen der Aussage von Julius Raab erinnern, der beim Aufkommen des Fernsehens in Österreich gesagt haben soll, diese „Spielerei” könne man ruhig den Sozialisten überlassen. Der medienpolitisch gar nicht weitblickende

Das Zisterzienserstift Withering, in der Nähe von Linz an der Donau gelegen, verdankt seine eigentliche Entstehung einem verhängnisvollen Verbrechen: Die vormalige dreischiffige Basilika aus dem 12. Jahrhundert war am 6. März 1733 durch Brandstiftung zerstört worden.

Staatsmann überließ die neue „Spielwiese Fernsehen” der sozialistischen Einflußsphäre, um den Hörfunk ganz in seinen Einflußbereich zu bekommen. Es wäre eine Untersuchung wert, wieweit diese Entscheidung Raabs die Entwicklung der österreichischen Innenpolitik in ihrer Gesamtheit beeinflußt hat…

Die Parteien sind sich heute jedenfalls über die große Bedeutung des Kabelfemsehens einig, das vielen Fernsehteilnehmern in Oberösterreich - ebenso wie in anderen Bundesländern - nichts Neues mehr ist: Großantennen fangen ausländische Fernsehprogramme auf und bringen über Kabel (vergleichbar etwa den

Telephonleitungen) das Bild in die Flimmerkästen der Wohnungen. Kabelfemsehen gibt es beispielsweise in Vöcklabruck, in weiten Teilen von Urfahr. Kabel-TV gehört aber auch zum Service einzelner großer Wohnungsgenossenschaften. Das alles sind dabei einstweilen nur Anfanąe, von Privatfirmen gestartet, die heute schon vielfach am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten sind.

Die großen Happen des Kabelfernsehens, das sich durch besonders gute Bildqualität auszeichnet, weil die Bildübertragung nicht durch atmosphärische Einflüsse gestört werden kann, sichern sich zusehends die politischen Parteien.

Derzeit streiten drei Gesellschaften um die größten Anteile am Kabelfemsehen und damit um den größten künftigen Einfluß auf die Meinungsbildung im Lande: die im Besitz der sozialistisch dominierten Städte Linz, Wels, Steyr befindliche LIWEST Ges. m. b. H., die VP-nahe RUFES Ges. m. b. H. und die Landeskabel- femsehgesellschaft, deren hundertprozentiger Eigentümer derzeit das Land Oberösterreich ist. Eine Entscheidung in den Auseinandersetzungen wird sicherlich nicht vor der Landtagswahl am 7. Oktober fallen.

Während des Juristenkriegs zwischen RUFES und LIWEST, wer von beiden die Landeshauptstadt Linz - das interessanteste Gebiet für die Parteien - verkabeln darf, ist man sich über das Modell der Landesgesellschaft im wesentlichen einig. Das Beteiligungsmodell sieht einen Anteil von 77 Prozent für das Land, einen Anteil von fünf Prozent für die Zeitungen des Landes und den Restanteil für Kirchen, Kammern sowie Gemeinde- und Städtebund vor. Die Zeitungen sollten sich dabei - nach den JVüpscheri dęr Parteien - zu einem Verein zusammenschließen. um finu ihre Interessen gemeinsam in der Landeskabelfernsehgesellschaft vertreten zu können.

Direkt oder indirekt haben sich also die Parteien wichtigst Positionen im Kabelfemsehen gesichert. Dafür kann man noch Verständnis aufbringen. Schwer tut man sich allerdings, auch dafür Verständnis aufzubringen, daß über die Programmgestaltung des Kabelfemsehens heute praktisch überhaupt noch nicht diskutiert wird. Nach der geltenden Rechtslage ist den Kabelfem- sehgesellschaften zwar eine eigene Programmproduktion nicht erlaubt, aber im Hinblick darauf, daß das Rundfunkgesetz doch einmal geändert werden könnte, müßte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, diese Frage schon heute zu diskutieren.

Man müßte über Art und Ausmaß der Mitarbeit aller bestimmenden geistigen Kräfte des Landes an der Programmgestaltung des Kabelfemsehens reden. Wissenschaftliche und kulturelle Institutionen könnten ihre Erfahrungen auch im Kabelfemsehen einbringen. Das Land hat zwei Hochschulen und eine Universität.

Aber sie spielen ebenso wie der weite Bereich der Erwachsenenbildung - von den Volkshochschulen bis zu den konfessionellen Bildungs- häusem - in der Diskussion keine Rolle.

(Der Autor leitet die Zentralredaktion der „Oberösterreichischen Rundschau”)

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