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Bitte keinen Sand in die Augen!
J£jr_J habe nie einen Zweifel gehegt, daß dem Bundeskanzler die aufmüpfigen sozialistischen Studenten auf die Nerven fallen. Jetzt, da er einen Trennungsstrich ziehen will („Jetzt ist endgültig Schluß, ein für allemal!“) weiß er sich einer Meinung mit seinen eigenen — konservativen — Parteifreunden und natürlich mit der österreichischen Öffentlichkeit.
Nun, die sozialistischen Studenten sind nicht so sehr ein Übel für Österreichs Prestige, sonidern vor allem ein Stachel im eigenen Parteifleisch der SPÖ.
Das Zusammengehen mit Kommunisten bei diversen Aktionen ist jetzt formal zum Strick geworden, mit dem man dem VSStö die Luftzufuhr absperren will; aber de facto bedeutet das wohl noch nicht, idaß die SPÖ auf ihren Kadernachfluß an den Hochschulen verzichten will.
Denn in Wirklichkeit macht man es sich zu leicht, wenn man der Öffentlichkeit vorspielt, daß mit der „Stillegung“ der Beziehungen zu den SP-Studenten das Problem bereinigt sei. Das ist es nämlich nicht:
Man verargt den Studenten die Zusammenarbeit mit Iden KP-und Neue-Linke-Studenten, Aber der Parteivorsitzenide selbst setzt sich eifrig mit jenen Genossen in Frankreich, Italien und Portugal an einen Tisch, die seit Jahren die Volksfront zum wesentlichen Bestandteil sozial-demokratischer Politik erklärt haben.
Aber auch in Österreich hat die SPÖ die .„Doppelstrategie“ ja keinesfalls ald acta gelegt. Vielmehr benützt man diverse Gruppen (oft sind es Grüppchen), die eindeutig kommunistisches oder neu-linkes Ideengut vertreten, als legalisierte Vorhut. Niemand anderer als Klubobmann Fischer hat sich eindeutig zu dieser „Dappelstrategie“ bekannt.
Und da spielt sich neuerdings auf personalpölitisohem Bereich ein ganz merkwürdiger Prozeß ab — den offenbar noch niemand durchschaut:
Kommunisten und Neue Linke, jedenfalls keine Sozialdemokraten, werden von Sozialisten in allen nur erdenklichen intellektuellen Bereichen gefördert 'und geschoben. Wer in der Bundesrepublik längst unter den ominösen „Radikalenerlaß“ fallen würde, wird hierzulande ganz offen von Ministersekretären,
ORF-Kuratorium smitgliedem und Wissenschaftsbeamten „empföhlen“. Oder stimmt es vielleicht nicht, daß am Burgtheater Kommunisten inszenieren und als Dramaturgen arbeiten, an der neuen Klagenfurter Uni schon fast eine KP-Mehrheit im akademischen Mittelbau existiert, Neo-Marxisten im Fernsehen angestellt und laufend mit politischen Sendungen auf das Publikum losgelassen werden?
Man wind diese heute von der SPÖ vorgenommene Weichenstellung in intellektuellen Schlüsselstellungen allerdings nicht gleich und leichthin verdammen dürfen; weil die geistige Potenz vieler Neomarxisten bürgerlichen oder auch liberalen Exponenten weit überlegen ist. Aber man wird sich auoh nicht Sand in die Augen streuen lassen dürfen, daß mit einem Fonmalbesohluß gegen die SPÖ-Studenten das Problem aus der Welt sei. Im Gegenteil: der Marsch durch die Institutionen ist ja ein wesentlicher Bestandteil ider neulinken Strategie, die Inbesitznahme von Schlüsselpositionen im Bildungsbereich und in den Massenmedien der Hebel zur Gesellschaftsveränderung.
SPÖ-Pölitiker betreiben da ein gefährliches Spiel; und an einem solchen Spiel verbrennt sich zuallererst die eigene Parteiführung die Finger. Auch wenn sie sich jetzt noch souverän gebärdet. Der Konflikt in der SPD zwischen München und Berlin sollte doch hierzulande mehr Studium verdienen.
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