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Worum geht es im Wahljahr 1994?
Das eben begonnene Jahr wird viele Entscheidungen bringen, es wird in mehrfacher
Hinsicht ein Wahljahr sein.
Politische Wahlen. Gewählt wird der Nationalrat, in vier Bundesländern der Landtag, das Volk soll über den Beitritt zur Europäischen Union abstimmen. Was wird man wählen? Parteien, Personen, eigene Interessen? Wahlen sollen Weichen stellen. In Österreich geht es um mehr Solidarität: zwischen Gruppen, die sich immer schärfer abgrenzen; zwischen jenen, die Arbeit haben, und jenen, die sie vergeblich suchen; hin zu denen, die dem erwünschten Leistungsschema nicht
mehr entsprechen; zu Ausländern und Randgruppen.
Es geht um die Stützung der Familie, die in ihrer vollständigen Form nicht zur Ausnahmeerscheinung werden darf. Es geht um die Jugend unseres Landes, der man Werte für das Leben nicht überzeugend vermittelt hat und ihr nun vorwirft, daß sie keine habe. Es geht um eine neue Kultur des Umgangs miteinander in Politik und öffentlichem Leben.
Wird man im Wahlkampf, wie meist, wieder eher aus den Fehlern anderer Kapital schlagen wollen, oder endlich mit dem besseren Programm werben? Und welche Moti
ve werden die Europaabstimmung leiten? Rein ökonomische? Oder geht es doch um die gemeinsame Verantwortung für die Zukunft, die sich nicht nur im Nehmen, sondern auch im Geben erweist?
Die Wahl im persönlichen Leben. Was immer kommt in diesem Jahr hängt nicht nur von den „anderen“ ab, sondern ist vielfach selbst gewählt. Im Buch Deuteronomium (30,15ff) im Alten Testament ruft Gott sein Volk und damit auch uns zur Wahl auf: „Hiermit lege ich dir heute das Leben und Glück, den Tod und das Unglück vor. Wenn du auf die Gebote Gottes hörst, wirst du leben. Wenn du aber
dich vor anderen Göttern niederwirfst, dann werdet ihr ausgetilgt werden. Wähle also das Leben.“ Was bestimmt unser Handeln, was bedeutet uns der Wille Gottes und wie suchen wir ihn zu erkennen?
Welchen Weg wird die Kirche in diesem Jahr wählen? Wird sie sich weiter eher ängstlich und nur ihre eigenen Rechte verteidigend in ihre „sakralen“ Räume zurückziehen, oder wird sie die längst fällige Diskussion über das „Lebensnotwendige“ provozieren und wo nötig auch selbst zu mutigen Erneuerungen bereit sein?
Wahljahr 1994. Wie wird man wählen?
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