konklave 2013 - © APA/EPA

Papst Franziskus ernennt neue Kardinäle: Das Feld bestellen

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Mit der Ernennung von 21 neuen Kardinälen, die Franziskus angekündigt hat, drückt der Papst dem Kollegium, das dereinst seinen Nachfolger wählen wird, endgültig den eigenen Stempel auf.

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Mit der Ernennung von 21 neuen Kardinälen, die Franziskus angekündigt hat, drückt der Papst dem Kollegium, das dereinst seinen Nachfolger wählen wird, endgültig den eigenen Stempel auf.

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Mag sein, dass auch in den Couloirs des Vatikans dieser Tage so etwas wie Sommerruhe einkehrt. In den letzten Wochen war ja von Ruhe keine Rede. Papst Franziskus setzt in der Spätzeit seines Pontifikats wieder verstärkt Marken: Die Ernennung von Victor Manuel Fernández (vgl. FURCHE 27 u. 28) zum Chef der römischen Glaubensbehörde war da schon insofern keine Überraschung, als die Heranholung seines argentinischen Vertrauten an einen einflussreichen Kurienposten bereits seit Franziskus’ Amtsantritt erwartet worden war. Und der Papst gab dem neuen Glaubenshüter gleich mit auf den Weg, dieser solle sein Dikasterium so umgestalten, dass keine Erinnerungen an die frühere Inquisition mehr aufkommen könne.

Fernández erwies sich alsbald als medial äußerst gesprächig, in wenigen Tagen gab er mehr Interviews als seine Vorgänger – darunter zwischen 1982 und 2005 ein gewisser Joseph Ratzinger – in Jahren. Man erfuhr darin etwa, dass Fernández lange gezögert hatte, den Posten anzunehmen, weil er sich in Sachen Missbrauchsaufarbeitung inkompetent fühlte (konkret wird ihm auch persönlich inadäquater Umgang mit Missbrauchstätern vorgeworfen). Franziskus löste diese – berechtigten – persönlichen Vorbehalte von Fernández, indem er wissen ließ, die Behandlung von Missbrauchsfällen sei sowieso in guten Händen, also müsse sich der Neuernannte um diesen Problembereich nicht selber kümmern. Man kann diese Vorgangsweise befremdlich finden – ein Beispiel für die Dialektik à la Franziskus stellt sie allemal dar.

Der bislang letzte Paukenschlag

Den bislang letzten Paukenschlag setzte Franziskus am 9. Juli, als er die Aufstockung des Kardinalskollegiums um gleich 21 neue Purpurträger ankündigte, darunter – weil unter 80 Jahre alt – 18 neue Papstwahlberechtigte. Das Wahlkollegium wird dann mit 137 Mitgliedern so groß sein wie nie. Franziskus setzt dabei weiter auf Internationalisierung – auch auf Kosten von traditionell mit der Kardinalswürde verbundenen Bischofssitzen. Neben dem neuen Diskasteriumsleiter Fernández finden sich zwei weitere Kurienspitzen auf der Liste. Aber dass auch Weihbischof Américo Manuel Alves Aguiar von Lissabon, Organisator des Weltjugendtages, zu dem Franziskus Anfang August reist, den Purpur erhält, bedeutet, dass es in der portugiesischen Metropole neben dem dortigen Patriarchen nun einen zweiten Kardinal geben wird. Ebenso wird auch der neue Erzbischof von Madrid, José Cobo Cano, Kardinal, obwohl auch dort noch sein Vorgänger papstwahlberechtigter Purpurträger bleibt. Auffallend auch, dass der Nuntius in den USA, Christophe Pierre, zu den neuen Kardinälen zählt: Der Papstvertreter in Washington müht sich seit Jahren, die (ultra)konservative, Franziskus-feindliche Mehrheit im US-Episkopat von der kirchlichen Vision dieses Papstes zu überzeugen und auch durch entsprechende Neubesetzungen vakanter Bischofssitze zu beeinflussen.

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