US-Bischöfe: Kein Stil à la Franziskus
Kaum irgendwo ist die Kluft zwischen Bischöfen „mit dem Geruch der Schafe“ (© Papst Franziskus) und konservativen Hirten so groß wie in den USA. Ein Buch beleuchtet, wie es so weit kam.
Kaum irgendwo ist die Kluft zwischen Bischöfen „mit dem Geruch der Schafe“ (© Papst Franziskus) und konservativen Hirten so groß wie in den USA. Ein Buch beleuchtet, wie es so weit kam.
Eucharistie war der Schwerpunkt der Frühjahrssession der katholischen Bischöfe der USA, die dieser Tage in Orlando, Florida, über die Bühne ging. Schon allein diese Agenda mag zeigen, dass in den Vereinigten Staaten die (bischöflichen) Uhren anders gehen als von Papst Franziskus angeregt. Die kommende Bischofssynode kam, wenn überhaupt, unter „ferner liefen“, und einmal mehr musste Erzbischof Christophe Pierre, der Päpstliche Nuntius in den USA, die versammelten Brüder aufs aktuelle Großprojekt des Papstes einschwören.
Einmal mehr offenbarte sich, dass zwischen Franziskus’ Linie und der Mehrheit der US-Bischöfe eine Kluft besteht. Schon die letzte Wahl ihres Vorsitzenden im November 2022 zeigte dies: Auf den – ebenfalls zu den Konservativen zählenden – Erzbischof von Los Angeles und Opus-Dei-Mann José Gómez folgte der gleichfalls als konservativer Hardliner bekannte Militärerzbischof Timothy Broglio. Hoffnungen auf einen Vorsitzenden im „Stil“ von Franziskus erfüllten sich wieder nicht.
Dabei hatte der Papst jedenfalls durch seine Kardinalsernennungen bereits eine klare Linie erkennen lassen: Dass er den Chicagoer Erzbischof Blase Cupich, den Washingtoner Amtsbruder Wilton Gregory (als ersten schwarzen Purpurträger der USA) oder Joseph Tobin, den Erzbischof von Newark, mit der Kardinalswürde auszeichnete, nicht aber auch den traditionell auf den roten Hut abonnierten Erzbischof von Philadelphia, spricht Bände. Und bei der letzten Kardinalskreierung im Sommer 2022 zog er den Bischof des südkalifornischen San Diego, Robert McElroy, Erzbischof Gómez aus der Vier-Millionen-Diözese Los Angeles vor .
Pro Life – das Thema über allem
Derartige Signale des Papstes waren klar, der Graben in der Bischofskonferenz zwischen der (ultra)konservativen Mehrheit und den „Franziskus-Bischöfen“ besteht aber bis heute. Das zeigt sich auch an der „politischen“ Agenda der US-Bischöfe, bei der das Pro-Life-Thema nach wie vor über allem anderen steht. Die Hardliner unter den Bischöfen fallen regelmäßig auch dadurch auf, dass sie demokratischen Politiker(inne)n die Kommunion wegen deren Haltung in der Abtreibungsfrage verweigern. Kardinal McElroy von San Diego warnte dem entgegen immer wieder davor, die „Kommunion zu einem politischen Werkzeug zu machen“. Dass – nach der Besetzung des Supreme Court gerade durch konservative Richter – 2022 das liberale Abtreibungsrecht gekappt wurde, gilt dieser Bischofsmehrheit als der politische Erfolg.
Aber es ist nicht nur die Abtreibungsfrage, welche die US-Bischöfe auf der sehr konservativen Seite festzurrt. Allianzen mit den Evangelikalen (etwa der „Moral Majority“ in den 1980er Jahren) und die Unterstützung eines rechtspopulistischen Kurses, der bislang in der Präsidentschaft von Donald Trump gipfelte (2017–21), sind weitere Zeichen dieses „Kirchenkurses“. Warum ein Gutteil der katholischen Kirche in den USA mit der extremen Rechten im Bett liegt, hat die liberale Journalistin (und Katholikin) Mary Jo McConahay im lesenswerten Buch „Playing God. American Catholic Bishops and the Far Right“ analysiert.
McConahay macht eine über 50-jährige Geschichte des extremen Konservativismus aus, die hier Früchte trägt. Und die Tatsache, dass bei Präsidentschaftswahlen die katholischen Stimmen wahlentscheidend sind (nach McConahay waren es 2016 75 Prozent der Stimmen, und seit 1952 wurde der Sieger der Wahlen von der Mehrheit der Katholiken gewählt), zeigt, dass die Unterminierung des US-Katholizismus in Personen und Finanzierung von rechts sehr wohl relevant ist.
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