Erzbischof Gänswein: Bis auf Weiteres …

„Pasqualino“ lautete ein Spitzname von Loris Capovilla, dem Privat­sekretär von Papst Johannes XXIII. – in Anlehnung an Madre Pasqualina Lehnert. Die deutsche Ordensfrau arbeitete Papst Pius XII. als Haushälterin und Sekretärin zu, nachdem sie ihm zuvor bereits als Nuntius in München, dann in Berlin und schließlich als Kardinalstaatssekretär gedient hatte. Von 1929 bis 1958 im Vatikan, galt sie als äußerst einflussreich. 1983 in Wien mit 88 gestorben, fand sie auf dem Campo Santo Teutonico im Vatikan ihre letzte Ruhestätte. Ein Jahr zuvor erschien ihre Autobiografie („Ich durfte ihm dienen“), die sie bereits 1959 verfasst hatte. Böse Zungen behaupteten, Pius XII. habe „unter ihrer Fuchtel“ gestanden. Nach dessen Tod musste sie die Sommerresidenz in Castel Gandolfo stante pede verlassen, sie zog in ein römisches Kloster um.

Capovilla war zwar nur zehn Jahre Privatsekretär von Angelo Roncalli: von 1953 an, als dieser (seit 1944 Nuntius in Paris) Patriarch von Venedig wurde. Er blieb es aber auch nach seiner Wahl zum Bischof von Rom, dessen Pontifikat bekanntlich keine fünf Jahre (Juni 1963) dauerte. Ab 1967 Prälat von Loreto und Erzbischof, wachte Capovilla zeitlebens über das theologische Erbe des Papstes, der im Jänner 1959 überraschend das Zweite Vatikanische Konzil einberief. 2014, also mit 98 Jahren (!), wurde Capovilla zum Kardinal ernannt. Als erster der von Papst Franziskus kreierten Kardinäle starb er im Alter von 100 Jahren.

Das Schicksal der Sekretäre

Wie es nach dem Tod von Benedikt XVI. (am 31. Dezember 2022) mit Georg Gänswein weitergehen würde, beschäftigte monatelang die Medien. Nun ist es heraußen, seitdem das bolletino quotidiano des Vatikanischen Pressebüros am 15. Juni 2023 mitteilte: „Am 28. Februar 2023 hat S.E. Erzbischof Georg Gänswein sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses beendet. Der Heilige Vater hat Msgr. Gänswein angewiesen, mit Wirkung vom 1. Juli vorläufig in seine Heimatdiözese zurückzukehren.“