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Leser zum Thema Zölibat

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Ist es mit der Ehe vielleicht so wie mit der religiösen Uberzeugung? Sie, die religiöse Uberzeugung, ist doch auch so persönlich und intim zusammen mit allen dazugehörigen Akzidenzien, daß sie ein Recht der Menschen darstellt, das nicht verletzt werden darf und anderseits in ihrer individuellen Ausprägung nicht befohlen werden kann. Würde das plausible Argument der Zölibatsgegner, daß der Zölibat nicht ausnahmslos, sondern höchstens fa-kultiv verlangt werden könne, auf den religiösen gereich übertragen, nicht heißen, daß die Kirche dem Priester auch nicht befehlen dürfe, jeden Tag oder jeden Sonntag die Messe zu lesen und dabei einem ganz bestimmten Ritus zu folgen?

Verlangt die lateinische Kirche von ihren Priestern aber den Zölibat, so heißt das, daß sie im nahtlosen Ganzen der Berufungen im Neuen Bund, wie sie alle gleichrangigen Gnadengaben des einen Geistes sind, beim Priesterberuf auf jene verzichtet, die eine klare

Berufung zu Ehe und Familie haben. Wie die Ganzhingabe an Christus im Priesterberuf auf die Ehe verzichten muß, so muß sie eben in anderen Fällen auch auf den Priesterberuf verzichten. In beiden Fällen sollte man aber erkennen, daß es sich um das escha-tologische Zeichen der Ganzhingabe handelt.

Andreas Zechner Pfarrhof 8541 Schwanberg

Pfarrer Blasche unterscheidet (FURCHE Nr. 21) ein „Charisma“ zum ehelosen Leben und ein „Charisma“ zum Priesterberuf. Meiner Meinung nach beinhaltet aber die Berufung zum Priester-tum die Berufung zum ehelosen Leben in sich und ist nicht etwas ganz anderes. Daher ist die Folgerung: „Die Kirche handelt nicht ihrem Auftrag gemäß, wenn sie diese nicht zum Priesteramt zuläßt“, nicht richtig.

Ob ein verheirateter Priester mit Familie ev. im Nebenberuf eine Pfarre verwalten könnte, ist mehr als fraglich. Ist er wirklich „freier“ als ein unverheirateter, der freiwillig und in vollem Bewußtsein die Ehelosigkeit angenommen hat? Gewiß ist der derzeitige Zustand kein Ideal„ daß so viele Pfarren keinen eigenen Seelsorger haben und nur durch Vertreter betreut werden. Es ist nur ein Notbehelf. Ich glaube aber nicht, daß die Anzahl an Priesterberufen steigen würde, wenn die Anforderungen verringert würden.

Dr. Anton Walterskirchen 2412 Wolfsthal

Keine Emotionen

Daß die Frage nach den fehlenden Priestern unsere gläubigen Christen bewegt, ist verständlich, ja eigentlich wunderbar!

Trotzdem sollten, glaube ich, in die Diskussion darüber sich keine Emotionen einschleichen. Ich finde nun, daß die Schwelle dazu in dem Beitrag von Bischof Zak schon überschritten wurde. Haben wir nicht alle in den Heiligen Schriften Weisungen, wie wir Meinungsverschiedenheiten untereinander austragen sollen? Jedenfalls in Liebe und Achtung.

Ich kenne Pfarrer Blasche nicht (persönlich, habe aber nur Gutes von ihm und seiner Gemeinde gehört. Ich glaube, wir sollten Gott danken, wenn wir viele Priester wie ihn hätten! Nun bin ich ;be-stürzt, daß er nun, statt mit Dank und Anerkennung, mit Ausdrükken wie „Unterstellung“, „bedauerliche Entgleisung“ usw. bedacht, ja, daß ihm indirekt mangelnde theologische Bildung vorgeworfen wird!

Wohltuend haben da die Ausführungen von Bischof Schois-wohl in der FURCHE über das gleiche Thema berührt; oder auch der Beitrag von Prof. Hörmann.

Theresia Brabec 1040 Wien

Endlich ein mannhaftes Wort zur Zölibatsfrage durch Se. Exzellenz, Dr. Franz Zak. Jeder gläubige Christ wird aus ganzem Herzen dafür dankbar sein. Es ist ja eine Diskussion an sich über dieses Problem mehr als befremdend. Wie kann ein Priester, der aus Berufung in diesen Stand tritt, darüber nur ein Wort verlieren? Er wird doch durch Christus selbst in diesen Dienst gerufen und es ist das Selbstverständlichste der Welt, daß man dann alles auf sich nimmt, was darin an Opfer und Schwierigkeiten enthalten ist. Hat Christus die Kreuzigung abgelehnt, nachdem er schon zuvor durch tausend Mißhandlungen und Demütigungen gegangen ist? Mitnichten! Und ist der Priester nicht in erster Linie Nachfolger Christi und damit auch in erster Linie Kreuzträger? “Franziska Reichhold 1090 Wien

Mit welchem Recht?

Zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, daß Sie dem Problem des Priestermangels und damit des Priesterzölibates Raum für eine sicher sehr nötige Diskussion geben. Der Beitrag von Herrn Bischof Zak in Nr. 23 allerdings hat bei mir Unmut hervorgerufen.

Herr Bischof Zak fragt wiederholt, „mit welchem Recht“ Pfarrer Blasche seine Meinung vertrete. Es berührt eigenartig, wenn ein Hirte der Kirche einen anderen fragt, mit welchem Recht er sich Gedanken darüber macht, wie der fortschreitenden Verarmung des Gemeindelebens in der Kirche, hervorgerufen durch immer weniger Eucharistiefeiern, gesteuert werden könnte! Wäre es etwa besser, untätig und ergeben auf besr sere Zeiten zu warten, oder auf Weisungen Von „oben“, die - Gott seis geklagt - oft nicht erfolgen?

Herr Bischof Zak sagt, es habe noch nie eine „priesterlose“ Kirche gegeben. Das scheint mir eine Frage des Wortgebrauches. Wenn man unter „Priester“ den heutigen, besoldeten Amtspriester versteht, so ist davon in der Urkirche kaum etwas zu entdecken. Auch von einer Koppelung der Berufung zum Vorsteheramt mit derjenigen zur Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ist in Schrift und Urkirche nicht die Rede. Hingegen ist das Recht der christlichen Gemeinde auf Feier der Eucharistie sehr wohl biblisch fundiert.

Ich will gar nicht sagen, daß ich in allem einer Meinung mit Pfarrer Blasche bin. Ich stehe den Auffassungen, wie sie diese Herr Bischof Schoiswohl kürzlich dargelegt hat, nahe. Wer aber Pfarrer Blasche kennt (wie ich durch Verwandte in Schwechat), der wird doch nicht im Ernst bezweifeln, daß es einem Mann, der eine der lebendigsten Gemeinden der Diözese initiiert hat und ganz in seiner Berufung aufgeht, ehrlich und aus tiefstem Herzen um die Sache Gottes und seiner Kirche geht! E. Knoll, 1100 Wien

Damit schließt. die FURCHE die Diskussion zu diesem, Thema vorläufig ab.

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