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Musikologe, Sänger, Kritiker

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Der Musikschriftsteller und derzeit wohl älteste Musikkritiker Wiens Prof. Dr. Paul Lorenz beging am 19. Februar seinen 80. Geburtstag. In Wien geboren und bereits in jungen Jahren ein guter Geiger und Pianist, spielte er unter der Leitung seines um sechs Jahre älteren Studienkollegen Bernhard Paumgartner als Primgeiger im Gymnasiumorchester, dessen Bläser die Philharmoniker beistellten. In Harmonielehre und Kontrapunkt war der später so bekannte Komponist August Pepöcfc sein Lehrer, musikwissenschaftliche Vorlesungen hörte er bei Guido Adler an der Universität. Zur Finanzierung seines Gesangstudiums in Wien und Berlin betätigte er sich als Korrepetitor bei Opernschülern. Schon in seine Gymnasialzeit fallen seine ersten journalistischen Arbeiten.

Nach vierjähriger Zugehörigkeit zum Militär und Erlangung des Doktorates an der Wiener Universität wurde er von Felix Weingartner 1922 an die Volksoper engagiert, ging 1925 an das Staatstheater in Braunschweig, 1927 an die städtische Oper Danzig, absolvierte zahlreiche Operngastspiele in Deutschland und Österreich sowie ausgedehnte Konzerttourneen und Rundfunkmitwirkungen in ganz Europa, wobei er sich in den letztgenannten besonders für österreichische, zeitgenössische Komponisten einsetzte. Von 1932 bis inklusive 1938 trat er auch bei den Salzburger Festspielen auf. Opern und Konzerte sang er u. a. unter Richard Strauss, d'Albert, Mascagni, Kienzl, Weingartner, Bruno Walter, Siegfried Wagner, Krips u. a. Mehrere Liederabende gab er mit Richard Strauss, Kienzl und Joseph Marx am Flügel.

Seit Beendigung seiner Bühnen- und Konzertwirksamkeit (1950) betätigte er sich als Musikschriftsteller und Musikkritiker in verschiedenen in- und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften (Verleihung des Professorentitels 1959). Auch als Vortragender bei den österreichischen Kulturinstituten in Rom und London sowie Buchautor trat er hervor.

Seit vielen Jahren schreibt Dr. Lorenz auch Musikkritiken für die FURCHE. In ihnen spiegelt sich ein umfassendes fachliches Wissen und eminente Erfahrung. Besonders bei der Beurteilung gesanglicher Leistungen gilt sein Urteil als inappellabel. Für die Mitglieder unserer Redaktion ist die ungebrochene Energie und Pünktlichkeit des 80jährigen so etwas wie ein Wunder. Ein noch größeres ist die völlige Intaktheit des Gehörs und die zur Rezeption von musikalischen Kunstwerken erforderliche Sensibilität. Auch namens unserer Leser danken wir Professor Dr. Paul Lorenz für seine treue und wertvolle Mitarbeit.

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