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Koalition bis auf weiteres

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Nun ist es also doch nach langem Hin und Her und mit Ach und Krach zu einer Koalitionsvereinbarung gekommen, die möglichst eine ganze Legislaturperiode halten soll, die aber soviel Sprengstoff in sich birgt, daß es schwer fällt, an ihre lange Dauer zu glauben. Der Bestand der Koalition wird nicht nur durch die zwischen den politischen Partnern bestehenden Spannungen und durch die permanenten Angriffe der Opposition bedroht sein, das im Prinzip beschlossene, aber erst der Ausführung und Durchsetzung harrende Sparpaket zur Sanierung des Budgets könnte für externe Überraschungen und Explosionen sorgen.

Besonders für die Sozialdemokratie stellt die nähere und weitere Zukunft eine Belastungsprobe dar, die zur Zerreißprobe werden könnte. Zu unvermittelt haben die politischen Nachfahren Bruno Kreiskys, im besonderen Bundeskanzler Franz Vranitzky und Finanzminister Ferdinand Lacina, ihre Klientel mit harten Notwendigkeiten konfrontiert, von denen vordem kaum je die Rede war. Wenn man immer nur von Forderungen und Rechten spricht, und plötzlich Pflichten und Opfer auferlegt, darf man sich nicht wundern, wenn die Betroffenen mit Unmut reagieren.

Im Grunde büßen die sozialdemokratischen Politiker von heute und mit ihnen die von ihren Maßnahmen Betroffenen für die Großzügigkeit und Sorglosigkeit, mit der in der Ära Kreisky und noch nachher mit öffentlichen Geldern umgegangen wurde. Allzulange hat man sich an der bitteren Wahrheit, daß Sozialleistungen auch finanziert werden müssen und die besten Absichten scheitern, wenn sie keine solide finanzielle Basis haben, vorbeigeschwindelt.

Die berühmten kleinen Leute, die sich bisher von der Sozialdemokratie vertreten fühlten, müssen nun Einbußen hinnehmen, die für die SPÖ bei kommenden Wahlen sind damit aber auch schon vorprogrammiert. Trotz allem ist zu hoffen, daß die Sache nicht nur gut ausschaut wie Vranitzky am Ende der Verhandlungen bemerkte, sondern für alle Beteiligten auch gut ausgeht. Sonst könnte es am Ende im Jargon von Anton Benya heißen: Guat schauma aus!

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