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Viele Kleine
Während in verschiedenen anderen Bundesländern, etwa in Kärnten, Salzburg und zuletzt in Vorarlberg, eine Landes-Presseförderung bereits installiert wurde, läßt man sich im Tiroler Landhaus mit Entscheidungen in dieser Richtung noch Zeit. Ein detaillierter Entwurf für ein Presseförderungskonzept liege zwar schon in der Lade, sagte unlängst der Leiter des Landespressedienstes, Hofrat Senn, doch halte man mit Einzelheiten noch hinter dem Berg, „weil selbst der Landeshauptmann noch nicht Gelegenheit hatte, sich damit auseinanderzusetzen”. Der Entwurf wurde auch noch nicht in den zuständigen Gremien und Ausschüssen behandelt. Es ist lediglich zu erfahren, daß an die Bereitstellung einer gewissen Summe gedacht ist, die nach einem genauen Schlüssel an die heimischen Blätter verteilt werden soll, wobei die förderungswürdigen Zeitungen je nach Auflage mit einem bestimmten Grundbetrag bedacht werden. Es gibt auch einen Vorschlag zur indirekten Presseförderung durch das Land in Form von bezahlten Seiten über Themen der Landespolitik. Ein fixer Fahrplan zur Realisierung solcher Vorstellungen existiert nicht, doch wird von kompetenter Seite betont, daß sich im Jahr 1975 auf diesem Gebiet etwas rühren werde.
Die Pressesituation in Tirol unterscheidet sich allerdings sehr von jener in anderen Bundesländern. Tirol verfügt über eine außergewöhnliche Medienvielfalt auf Bezirksebene, während der Medienmarkt auf Landesebene von der führenden „Tageszeitung” eindeutig beherrscht wird. Die zweite täglich erscheinende Zeitung, die vor ungefähr zwei Jahren das Erbe des früheren ÖVP-Landesorgans „Tiroler Nachrichten” übernommen hat, wird von einer Pressegesellschaft getragen, in die von verschiedenen Bünden und Körperschaften Subventionen fließen. Reine Parteipresse gibt es in Tirol zur Zeit keine mehr. Bauernbund und Wirtschaftsbund verbreiten ihre Anliegen allerdings in eigenen Wochenzeitungen. In SP- Kreisen soll jedoch die Neigung bestehen, wieder ein neues Sprach- organ zu schaffen, nachdem vor einigen Jahren die Tirolseite der „AZ” aufgelassen wurde. Eine eigene Landeszeitung besitzen die Tiroler Sozialisten schon seit langem nicht mehr. Die FP gibt vierteljährlich das Informationsblatt „Der Tiroler Freiheitliche” heraus.
Wesentlich reichhaltiger ist das Angebot an Wochenzeitungen, wovon allerdings nur der ehemalige Volksbote, heute „präsent”, über die Landesgrenzen hinausreicht. Daneben existieren an die zwanzig, größtenteils wohlfundierte und in ihrem Bereich auflagenstarke wöchentlich erscheinende Bezirksblätter. Das „Kirchenblatt für Tirol” und „Tirols gewerbliche Wirtschaft”, das Mitteilungsblatt der Handelskammer, ergänzen den reichen Bestand der kleinen Tiroler Wochenzeitungen.
Die besondere Eigenart des Tiroler Medienmarktes erschwert naturgemäß die Konzipierung einer umfassenden Presseförderung durch das Land. Verständlich, daß man sich im Landhaus zu Innsbruck mit Entscheidungen in diesem Zusammenhang Zeit läßt, um so mehr, als man vorher noch gerne genau wissen möchte, wie es mit der Presseförderung durch den Bund aussieht.
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