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Wahlen oder die Nerven verlieren?

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Stephan Korens „Paukenschlag“ war gut für das Budget, ganz und gar nicht aber für die OVP. Das „Mallorca“-Paket zur Budgetrettung war vergleichsweise dilettantisch, jedoch für die SPÖ nicht minder nachteilig. Ja selbst Reinhard Karnitz' Kampf um ein ausgeglichenes Budget, heute schon Legende, bescherte der ÖVP bei den Nationalratswahlen 1953 ein Debakel, zwar noch mit einem Mandat Vorsprung, aber erstmals hatten die Sozialisten bei Parlamentswahlen mehr Stimmen erhalten.

Mit Maßnahmen zur Budgetsanierung hat sich hierzulande noch keiner beliebt gemacht. Denn sie müssen, um wirksam zu sein, ins Fleisch gehen. Das tut weh.

Dabei hat der Sanierungskurs der Koalition die Schmerzgrenze noch gar nicht erreicht. Der vom Finanzminister am Mittwoch dem Nationalrat vorgelegte Haushaltsplan für 1989, zwar auch schon unter Krämpfen geboren, liegt ein letztes Mal darunter. Die schrittweise Absenkung des Nettodefizits auf rund 65 Milliarden Schilling im kommenden Jahr konnte noch mit (relativ) einfachen Mitteln und unter Ausnützung von Nischen und (außer-budgetären) Umwegen erzielt werden. Der Ermessensspielraum ist aber praktisch ausgereizt.

Der nächste Schritt, 1990 das Nettodefizit auf unter 60 Milliarden Schilling zu drücken, kann nur gelingen, wenn gesetzliche Verpflichtungen angepackt werden. Und wenn das dann noch so schön „verkauft“ wird: Der Unmut aller, die davon betroffen sind, wird sich Luft machen. Bei der nächsten Wahl. Die niederösterreichischen Landtagswahlen vom 16. Oktober (siehe Seite 4) waren teilweise ein kleiner Vorgeschmack darauf.

Die Großparteien stehen vor der Wahl, entweder Wahlen oder die Nerven zu verlieren. Verlieren sie die Nerven, scheitert die Sanierung, bevor sie richtig begonnen hat. SPO und OVP können aber weiteren FPÖ-Erfolgen gegenüber nur gelassen bleiben, und das muß eine so breite Mehrheit, von der Richtigkeit ihres Weges überzeugt, aushalten, wenn die Bündnistreue über den nächsten Wahltag hinaus gilt.

Es läuft genau verkehrt: Ein bisserl die FPÖ warmhalten, ein bisserl Druck aus den Bundesländern, und vier wählen 1989, die Wahlchancen doch nicht zu sehr mit unpopulären Maßnahmen zu belasten — die Koalitionsparteien würden damit zwar jetzt auch nicht mehr sehr viel gewinnen, aber dem Staat ginge die Budgetsanierung verloren.

Da nachzugeben wäre wirklich keine Anti-Haider-Strategie. Durchaus aber wäre sein Höhenflug bescheidener, könnten die Großparteien durch .ihr Verhalten wirksam sein Hauptargument von der „Packelei“ entkräften. An ihnen liegt es, ob es zieht oder nicht. Wie in Niederösterreich.

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