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Schriftlesung in neuer Sicht
EINFÜHRUNG IN DAS VERSTÄNDNIS DER tung der biblischen Offenbarung. Von Pierre Basel, 1966. 506 Seiten. S 192.—.
Daß dias Verständnis der Heiligen Schilift in den verschiedenen geschichtlichen Epochen sehr unterschiedlich war, ist bekannt, daß sich das Verständnis auch heute noch weiterentwickelt, ebenfalls. Aus diesem Grund sind die Werke über den jeweiligen Stand des Verständnisses der hedildgen Texte immer von Be-
HEILIGEN SCHRIFT. Werden und Enfal-Grelot. Verlag Herder, Wien-Frelburgdeutung und Interesse. Das vorliegende Buch kann man nicht eigentlich als Einleitungswerk bezeichnen, da es die allgemeinen Fragen über Inspiration, den Kanon und Probleme der Hermeneutik eigentlich nicht berührt und sfich aber sehr eingehend mit der wesentlichen hei'ls-geschdchtlichen Wahrheit der verschiedenen Texte auseinandersetzt. Der Verfasser geht von dem vollständig richtigen Gedanken aus, daß auch der gutwillige Leser der Heiligen Schrift mitunter den eigentlichen Sinn der Texte nicht versteht, und bietet aus diesem Grund ausgezeichnete Hilfen, den theologischen Grundgehalt der verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift zu erfassen.
In erster Linie, das ist wohl selbstverständlich, werden die heils-geschicbtlich wichtigen Bibelstellen angeführt. Texte, die weniger wesentlichen Inhalt haben, werden ausgelassen. Damit wird erreicht, daß der Leser, von dem vorhandenen Material nicht erdrückt wird und die Übersicht verliert. Besonders hervorgehoben zu werden verdient das Bemühen des Verfassers, die alt-testamentlichen Texte immer im Zusammenhang mit anderen alt-orienitalischen Texten zu j?hen; als Beispiel sei der Flutbericht und das Gilgamesch-Epos genannt. Grelot zeigt die gemeinsamen Wurzeln bei-. der Erzählungen auf und weist auf die Gemeinsamkeiten hin. Deutlich aber geht aus der Gegenüberstellung die neue monotheistische Linde der biblischen Fluterzählung hervor, die die Naturgottheiten des Gilgamesch-Epos unter den monotheistischen Gottesbegriff setzt und sie der Göttlichkeit entkleidet. Allerdings ist gerade dieser Hinweis auf den Monotheismus in dem Flutbericht ein wenig knapp ausgefallen — aber es ist einzusehen, daß wegen des beschränkten Buehumfanges nicht alles in allen Einzelheiten behandelt werden konnte.
Interessant und wichtig ist auch die Erklärung der Bedeutung der mündlichen Überlieferung. Nicht selten fühlt man sich gegen die „sola scrdptura“ Lehre ein wenig im Hintertreffen. Grelot führt ausgezeichnete Beweise, daß die mündliche Überlieferung im Altertum eigentlich das Wesentliche war und meist geschäftliche Dinge zu den Hauptinhalten der aufgefundenen schriftlichen Texte zählen. Auch in der Einführung in das Neue Testament verfolgt der Verfasser die geschilderte Linie. In seiner Auffassung hält er sich wohl ganz und gar an die Ergebnisse der neuesten Forschung, wagt sich aber auf keinem Gebiet zu weit vor und vertritt nie spektakuläre Meinungen. Alles, was er dem Leser vorsetzt, ist ausgezeichnet fundiert.
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