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Die Kreuzung Europas
Hunderte Journalisten aus aller Welt verfolgen das Geschehen im politischen Knotenpunkt Europas. Brüssel ist auch Anlaufstelle diverser Proteste.
Hunderte Journalisten aus aller Welt verfolgen das Geschehen im politischen Knotenpunkt Europas. Brüssel ist auch Anlaufstelle diverser Proteste.
Brüssel, das ist zuallererst der Sitz wichtiger Organe der EU. Die Kommission tagt hier ebenso wie das Europäische Parlament, auch wenn die meisten Sitzungen in Straßburg stattfinden. Auch die NATO hat hier ihr Hauptquartier. Brüssel ist eine Beamtenhochburg:
Ewa 100.000 Beamte sind hier beschäftigt, von denen nur etwa 15.000 in der EU-Kommission arbeiten. Auf nationaler Ebene sind die Bundesregierung, die Regierung Flanderns sowie die Verwaltung der Region Rrüs-sel angesiedelt. Neben den diversen staatlichen Repräsentationen und Vertretungen unterhalten unzählige private Organisationen und Interessenvertretungen Büros in Brüssel. Sie alle wollen möglichst nahe an einer der entscheidenden Kreuzungen Europas sein. Nirgendwo sonst auf der Welt, von Washington D.C. abgesehen, gibt es mehr akkreditierte Journalisten als in Brüssel. Mehr als 600 Medienvertreter aus aller Welt verfolgen das aktuelle Geschehen im politischen Knotenpunkt Europas.
Als Schaltstelle europäischer Politik ist Brüssel die erste Anlaufstelle für Protestkundgebungen und Manifestationen. Neben den ohnedies sehr häufigen Streiks, die oft die halbe Stadt lahmlegen, finden in der Europametropole unzählige Demonstrationen statt. Man verspricht sich größeren Erfolg, wenn man den EU-Politikern quasi direkt vor der Nase herumtanzen kann. Im letzten Jahr waren es nicht nur die Tierschützer unter Brigitte Bardot, die gegen überlange Lebendtiertransporte auftraten, es waren neben vielen anderen auch Protestzüge der LKW-Frächter, die gegen höhere Gebühren für den Schwerverkehr demonstrierten. Neben vielen hauseigenen Themen werden, ähnlich wie in Osterreich, auch Vorfälle im nahen Au#land interessiert mitverfolgt und Anliegen von Nachbarstaaten gegebenenfalls eifrig unterstützt. Mitunter kommt es zu regelrecht importierten Kundgebungen. Um etwa dem abgesetzten französischen Bischof Gaillot mediale Unterstützung zu gewähren waren Hunderte Sympathisanten aus dem nahen Frankreich eingereist. Auf der anderen Seite war ein beachtlicher Prozentsatz zum Papstbesuch Anfang Juni 1995 gepilgert. Zu den Demonstrationen gegen die Wiederaufnahme der französischen Atomversuche auf dem Mururoa-Atoll waren Dutzende Umweltaktivisten auch aus Frankreich angereist, da Kundgebungen in Paris untersagt worden waren. Die Polizei im „Boyaume Belgique" neigt weit weniger zu härteren Gangarten und ist im Vergleich zu ihren französischen Kollegen nahezu sanft.
Demokratie und freie Meinungsäußerung sind den Belgiern sehr wichtig. Die belgische Bevölkerung ist europäisch interessiert und so bestimmen nicht nur nationale, sondern in besonderem Maße europäische Themen den Medien-Tagesspiegel.
Die Einwohner Brüssels zeichnet ein hoher Grad an Toleranz aus, im Gegensatz zu Antwerpen, wo flämisch-nationalistische Kräfte bei fast 30 Prozent halten. In der Ein-Millio-nenmetropole Brüssel leben oder arbeiten fast 300.000 Ausländer, davon sind mehr als 40.000 türkischstämmige Gastarbeiter. Ein besonderer Reiz Brüssels liegt in der Vielfalt der ethnisch geprägten Stadtviertel. Spanische Bars findet man hier ebenso wie Spezialitäten der griechischen, italienischen oder afrikanischen Küche. Und wenn man ein Fan von irischer Stimmung und dunklem Bier ist, kommtman sicher auf seine Rechnung.
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