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Die NATO noch auf unbestimmte Zeit...

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„Kernstück der NATO ist das von jedem Mitgliedsland gegebene Versprechen, seinem Partner oder seinen Partnern im Falle eines bewaffneten Angriffes zu Hilfe zu kommen. Daher ist und muß die Verteidigung stets eine Angelegenheit von großer Wichtigkeit sein. Parallel mit diesem Hauptanliegen geht das Bestreben, auf ein realistisches, akzeptables Arrangement des Leben und Lebenlassens mit der Sowjetunion und ihren Verbündeten im Warschauer Pakt hinzuarbeiten, und ferner über Aktionen in der übrigen Welt zu beraten, wo die reicheren Nationen eine unvermeidliche moralische Verpflichtung haben, den Ärmeren zu helfen.

Diese Hoffnungen lassen sich mit dem Ausdruck „Entspannung“ zusammenfassen — die selbst wiederum eine Folge jenes Grades von Stabilität ist, die die NATO herbeizuführen geholfen hat. Unserseits haben wir die -Hand zur Versöhnung ausgestreckt: Wir haben zum Beispiel erklärt, daß wir grundsätzlich bereit sind, über Rüstungskontrolle und einen ausgeglichenen Abbau der Streitkräfte zu sprechen. Dann kam im vergangenen August die Invasion der Tschechoslowakei. Das Angebot gilt nach wie vor, aber es muß anerkannt werden, daß dieser aggressive Akt eine gewisse Bremswirkung auf die Entspannung ausgeübt hat. Überdies ist die Allianz, nachdem sich gezeigt hat, daß die Absichten der Sowjets nicht vorhersehbar sind, mit neuen Unsicherheiten konfrontiert, die die Breschrijew-Doktrin der' beschränkten Souveränität „sozialistischer“ Staaten nur zu verstärken geeignet ist. Die Vereinigten Staaten tragen noch immer den größten Teil der NATO-Verteidigungsausgiaben; es ist offensichtlich, daß der Beitrag der übrigen Alliierten zusammen-genomtnen niemals angemessen gewesen ist. Die Zusagen an Personal, Material und Geld, die kürzlich von den alliierten Ländern gegeben wurden, die mit den USA an der NATO-Verteidigung teilnehmen, helfen jedoch diese Unausgeglichenheit zu beheben, da zum erstenmal seit zwanzig Jahren der größere Teil der neuen Verteidigungsanstrengungen von den europäischen Ländern beigetragen werden wird. In Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage, warum die NATO notwendig sei, erwiderte ein europäischer Minister, daß eine ähnliche Allianz zwischen den demokratischen Ländern Europas und den Vereinigten Staaten wahrscheinlich den ersten oder den zweiten Weltkrieg verhindert hätte. Europa weiß, daß ohne die Hilfe der Vereinigten Staaten jene fürchterlichen Weltbrände niemals zu einem siegreichen Ende hätten gebracht werden können. Eben um zu verhindern, daß es neuerlich zu einer ähnlichen Katastrophe kommt, hat sich Amerika in Friedenszeiten mit seinen europäischen Alliierten zu einem Verteidigungs bund zusammengeschlossen, nicht um irgendein Land zu bedrohen oder unter Druck zu setzen, sondern um einen sichtbaren Beweis dafür au liefern, daß freie Länder den Willen haben, sich zu verteidigen. Trotz der sich ändernden Art der Konfrontation haben die jüngsten Ereignisse die Empfindlichkeit der Entspannung und die Notwendigkeit der Auifrechterhal-tung einer konstant fortgesetzten Solidarität in der Verteidigung aufgezeigt. Es ist angesichts dieser Lage unschwer zu erkennen, daß die NATO auch in Zukunft noch auf unbestimmte Zeit gebraucht werden wind, um den Frieden zu sichern.“

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